Jeder kennt dieses Gefühl, wenn der Kommentator bei Fußball-Übertragungen im Fernsehen mit den immer gleichen Floskeln, Metaphern und geistigem Dünnpfiff nervt.
Dann ist von der kalten Dusche, der Zaubermaus, dem Schlitzohr, dem Erfolgsgarant und dem Hallo-Wach-Effekt die Rede. Es geht um Bruder Leichtfuß, den harten Hund an der Seitenlinie, den Sonntagsschuss, der ins Gebälk kracht und die brotlose Kunst auf dem Feld.
Es verteidigt der Eisenfuß, während der Mittelfeldmotor stottert oder der Sechser mit der Pferdelunge ackert und der Pistolero Doppelpacks schnürt. Während die Wasserschlacht bei Fritz-Walter-Wetter ihren Lauf nimmt, hadert der Modefan neben der Kutte im weiten Rund und konstatiert: “Den hätte meine Omma gemacht.”
Alex Raack hat sich in Den muss er machen die Mühe gemacht, unzählige Phrasen, Posen und Plattitüden aus der wunderbaren Welt der Fußball-Klischees zu sammeln und in einem Buch zu versammeln. Ich möchte mir gar nicht ausmalen, welche Torturen der Autor für dieses Sammelsurium auf sich nehmen musste.
Wer sich quer durch alle 21 Kapitel gelesen hat, kennt nicht nur die Klassiker der Fußball-Berichterstattung, sondern hat auch längst vergessene Wortschöpfungen kennengelernt. Nach der Vermittlung von Basics zum warm werden, geht es zum Nachwuchs und den Routiniers – das ist quasi der Anpfiff des Buches.
Anschließend werden die Mannschaftsteile und der Trainer sowie die Taktik behandelt. Neben einem Rundgang durch das Stadion und einem Besuch bei den Fans und ihren längst vergessenen Schlachtrufen á la “Schiri, wir wissen wo dein Auto steht, fahr’ Bus und Bahn, fahr’ Bus und Bahn” (den ich übrigens Anfang der Neunziger auch noch gesungen habe!), darf natürlich auch der Schiedsrichter nicht fehlen.
Auch Spielerfrauen, der Amateurfußball und echte Typen sowie die Medien lässt Alex Raack ebenfalls zu Wort kommen und notiert die besten Worthülsen und Satzgranaten.
Einen besonderen Anstrich bekommt das Buch zusätzlich dank der Illustrationen von Katharina Noemi Metschl. Die Künstlerin erweckt Fußballer und ihre Posen aus dem vergangenen Jahrhundert genauso zum Leben wie sie legendäre Szenen visualiseren kann.
Jeder, der den Fußball mag und jeder, der sich über die platten Phrasen und inhaltsleeren Ausführungen der Berichterstattung aus dem Universum des runden Leders (sic!) aufregt, wird große Freude an Den muss er machen: Phrasen, Posen, Plattitüden – die wunderbare Welt der Fußball-Klischees haben.
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