Als ich vor mehr als zehn Jahren nach Kleinenbroich gezogen bin, gab es im Geschäftszentrum Auf den Kempen einen Supermarkt. Der Laden war nicht riesig, doch das Angebot und die zwei Kassen waren ausreichend.
Sogar ein Metzger mit einer Fleischtheke war in dem Markt untergebracht und auch sonst war das Warenangebot nicht gerade klein. Einige Monate später machte der Laden dicht, unter anderem aufgrund der strikten Auflagen für den Metzger. Und plötzlich war offensichtlich, wie schlecht es um die Geschäftsdichte im südlichen Teil von Kleinenbroich stand.
Diese traurige Episode kam mir in den Sinn, als ich von der Schließung bei Spielwaren Reichartz in der Bahnhofstraße zum 30. November 2015 erfahren habe. Schon seit einigen Wochen lief der Räumungsverkauf mit satten fünfzig Prozent Rabatt und anscheinend wurde dieses Angebot gut und gern angenommen, denn das Ladenlokal war bereits Mitte November so gut wie leerverkauft.
Wenn es doch in den letzten Wochen und Monaten immer so gewesen wäre mit dem Andrang von Kunden! Wie einem Posting bei Facebook zu entnehmen ist, mussten Claudia und Ralf Langner vor der Konkurrenz aus dem Internet kapitulieren und konnten das Geschäft nicht mehr profitabel betreiben:
Sehr verehrte Kundschaft,
zu unserem großen Bedauern müssen wir Ihnen mitteilen, dass wir unser Geschäft schließen.
Da wir immer mehr Kunden an Discounter und Internethändler verlieren, ist es uns leider nicht möglich, das Geschäft rentabel weiterzuführen.
Immer wieder mussten wir feststellen, dass Kunden sich ausführlich beraten ließen und anschließend die Ware im Internethandel gekauft haben.
Aus diesen Gründen werden wir ab dem 16.10.2015 den Räumungsverkauf starten.
Zugleich möchten wir uns bei allen Kunden, die uns die Treue hielten, sehr herzlich bedanken.
Claudia und Ralf Langner
Wer trägt die Schuld am Niedergang? Wir!
Mit dem Aus für Spielwaren Reichartz ist ein weiterer Geschäft aus dem Ort mit 11.0000 Einwohnern verschwunden. Ein Geschäft, das vermutlich und bedauerlicherweise nicht neu eröffnen wird und bei dem der Leerstand des Lokals vermutlich nicht von kurzer Dauer sein wird.
Sicherlich ist die Empörung und die Traurigkeit über das Ende des Spielwarengeschäftes aktuell heiß diskutiert. Doch ein jeder sollte sich fragen: welchen Anteil habe ich an dem Niedergang des lokalen Handels? Wie oft kaufe ich im Internet, anstatt dem Händler in meinem Heimatort das Vertrauen zu schenken? Habe ich mich nicht auch schon mehrmals stationär ausgiebig beraten lassen, um dann das Produkt im Internet zu kaufen?
Wie heißt es so schön: wer ohne Schuld ist, der werfe den ersten Stein…
6. Dezember 2015 um 09:11
Hallo Mac, es handelt sich leider um eine Entwicklung die man vielerorts finden kann. Doch wird mir seitens der Einzelhändler zu schnell das Totschlagargument der Kunden, die sich beraten lassen dann aber woanders kaufen, gebracht. Zu oft musste ich schon erleben das es damit nicht viel auf sich hat. Informiert man sich bereits vorab im Internet, stellt man vorort häufig fest, dass (un)bewusst schlecht beraten wird. Als ich vor Jahren eine PS-Vita für unseren Sohn kaufen wollte. Zeigte man mir beim Einzelhändler den Karton in einer Vitrine. Auspacken, in die Hand nehmen oder sogar mal einschalten Fehlanzeige. Meine Frage warum ich jetzt bei Ihm und nicht im Internet kaufen sollte, wo ich das Gerät 2 Wochen lang zurückschicken kann, konnte er mir nicht beantworten. Der Einzelhandel macht meiner Meinung zu wenig aus seinen Stärken und resigniert zu schnell vor dem Internet-Handel.
6. Dezember 2015 um 13:07
…witzigerweise komme ich immer nach Kleinenbroich zum Shoppen und zwar zu dm. Der ist so schön groß und kann ich gleich davor parken. Ich liebe diesen Laden.
Nun zum eigentlichen Problem. Das höre ich von vielen Bekannten, die sagen, dass die Ortskerne aussterben. Ich denke, dass der Einzelhandel (gerade Spielwarengeschäfte) einem unglaublichen Preiskampf ausgesetzt sind. Zudem ist einfach die Auswahl an Lego o.ä. online einfach größer, daher wird einfach viel online geschaut und auch geshoppt.
Schreibwarenläden hingegen gehen doch immer. Wo Schulen sind, laufen die doch. Aber wahrscheinlich nicht in der Kombination mit Spielzeug. Mir tut das für solche Traditionsgeschäfte immer sehr leid.
Liebe Grüße, Bee