Seit jeher schimpfen die älteren Menschen über die Jüngeren. Das ist also kein neues Phänomen, sondern war schon bei den alten Griechen ein Thema.
Heutzutage hat die Diskussion um den vermeintlichen Generationenkonflikt allerdings eine neue Qualität gewonnen, denn selbst vermeintliche Selbstverständlichkeiten und Höflichkeiten sind vielen Menschen – übrigens unabhängig vom Altern – nicht präsent.
Andreas Hock schreibt in Ich verbitte mir diesen Ton, Sie Arschloch! über den Niedergang der Umgangsformen. Dabei schaut er nicht nur wissenschaftlich über die Verrohung der Sitten in unserer Gesellschaft, sondern nutzt dafür biografische Elemente. Er berichtet von seiner Großmutter und seinem Großvater und zeigt anhand deren Lebensweg, dass früher nicht alles besser, aber zumindest anständiger gewesen ist.
Anhand von Ausflügen in die gute, alte Zeit bekommen Werte wie Respekt, Hilfsbereitschaft, Benehmen, Bescheidenheit, Loyalität, Kameradschaft, Rücksicht, Aufrichtigkeit, Geduld, Zurückhaltung, eine ganz andere Bedeutung und machen deutlich, woran es vielen (?) Menschen in unserer Gesellschaft mangelt.
Dabei erhebt der Autor mitnichten den Zeigefinger und verklärt die gute, alte Zeit. Stattdessen macht er pointiert deutlich, woran es bei vielen Menschen hapert. Eben an jenen Werten, die in der Vergangenheit von Generation zu Generation weitergeben worden sind. Leider fehlt die Antwort auf die Frage, wieso diese Werte heute nur noch begrenzt vermittelt werden.
Teste dich selbst: Wie knigge bist du?
Am Ende von Ich verbitte mir diesen Ton, Sie Arschloch!: Über den Niedergang der Umgangsformen gibt es einen Knigge-Test, den Andreas Hock konzipiert hat. Der Leser kann anhand von fünfzig Fragen überprüfen, wie es um die Fitness in Benimm-Fragen bestellt ist.
Die kniffligen Sachverhalte dürften selbst Benimm-Profis ins Schwitzen bringen und die Antworten sorgen für einige Aha-Effekte. Oder weißt du, was es bedeutet, wenn beim Essen ein Essstäbchen senkrecht in den Reis gesteckt wird oder wie Professor Dr. Wendelin Graf von Zipfelhauser korrekt angesprochen wird (nein, nicht mit “Hey, Alter, was geht?”?
Weitere Bücher von Andreas Hock
Neben dem neuesten Buch von Andreas Hock habe ich bereits drei weitere Werke vom Autor hier im Blog rezensiert:
Rezension: Like mich am Arsch von Andreas Hock,
Rezension: Das Buch der legendären Panini-Bilder von Andreas Hock und
Rezension: Bin ich denn der Einzigste hier, wo Deutsch kann von Andreas Hock.