Auf dem Weg ins Büro sitze ich in der Straßenbahn und wische mir eine Träne aus dem Gesicht.
Kurz zuvor habe ich das letzte Kapitel aus Sophia, der Tod und ich von Thees Uhlmann zu Ende gelesen und bin immer noch stark ergriffen. Gedanken schwirren durch meinen Kopf und ich muss das Gelesene erst einmal sacken lassen und verarbeiten.
Der Roman, der sich bisweilen als Roadmovie entpuppt, beginnt verrückt. Der Tod klingelt an der Tür des namenlosen Ich-Erzählers und möchte seinem Tagwerk nachgehen. Doch er hat die Rechnung ohne den Protagonisten gemacht, der alles andere als bereits heute den Bund mit dem Sensemann eingehen möchte. Und so beginnt eine verrückte Reise.
Songwriter, Sänger und Musiker wird Autor eines Buches – kann das funktionieren? Das werden sich nicht wenige gefragt haben, als die literarischen Pläne des Leadsängers von Tomte und Solo-Künstlers bekannt geworden sind. Und ich kann schon jetzt sagen, dass es funktionieren kann. Und wie!
Ich habe mich also nicht umsonst vom ersten Tag an auf das Buch gefreut. Denn Uhlmann schreibt sein erstes Buch so, wie er seine Texte für seine Lieder schreibt. Vielleicht nicht so tiefgründig und verschlüsselt wie manche seiner Songs, aber mindestens genauso ergreifend und lustig und bisweilen auch sehr skurril.
Das Ende des Buches mag vielleicht vorhersehbar sein. Genauso vorhersehbar wie das Ende unseres Lebens ist. Doch Uhlmann lässt das Finale nicht in einem unsäglichen Pathos enden, sondern bringt das Ganze auf eine andere, gefühlvolle und alles andere als kitschige Art zu einem Ende.
Sophia, der Tod und ich ist ein Buch über das Leben und den Tod, ein Buch über die Liebe und das Loslassen, ein Buch über das Scheitern und immer wieder Aufstehen, ein Buch über die Liebe zum Kind über Distanzen und Hindernisse hinweg, ein Buch über das Erinnern und Vergeben.
Uhlmann zeigt mir, dass der Tod nichts ist, vor dem man sich fürchten muss. Es ist ein Plädoyer für das Führen eines erfüllten Lebens, dessen Wert sich nicht an den Jahren misst, und ein Appell, bewusst zu leben und zu verstehen, dass das Leben ein Geschenk ist.
Neben vielen lustigen und auch einigen traurigen Momenten ist mir ein Satz besonders im Gedächtnis haften geblieben: “Wer umarmt wird, kann nicht schlagen.”