Fitness und Wellness hatte ich mir vorgenommen. Doch was sich auf den ersten Blick einfach anhört, ist es mitnichten. Zumindest für mich.
Wenn ich zu Hause laufen will, ist es einfach. Laufklamotten an, Equipment einsammeln und anlegen, Haustür öffnen, rausgehen und loslaufen. Zu Hause ankommen, duschen, fertig.
Doch wenn ich unterwegs bin, ist das anders und alles andere als einfach.
Das Drama begann schon, bevor ich überhaupt die ersten Schweißperlen vergossen hatte, mit Fragen wie:
- was ziehe ich an?
- was nehme ich mit?
- was brauche ich sonst noch?
- was ist vor Ort?
Und das waren nur ein Bruchteil der Fragen, die ich mir gestellt habe. Am einfachsten ist es, einfach loszugehen und es auszuprobieren. Außerdem gibt es keine dummen Fragen, sondern nur dumme Antworten.
Mit diesem Mantra im Rücken habe ich gegen viertel vor acht abends den Fitnessbereich in der obersten Etage des noblen Frankfurter Hotels betreten. Der Raum mit den zahlreichen Geräten – Unsportliche nennen sie auch gern Foltergeräte – ist menschenleer. Mit einer Ausnahme: mein Kollege, der mich auf der Dienstreise begleitet, hält sich bereits auf dem Laufband fit und ist fröhlich.
Laufband mit Aussicht
Ich nehme das zweite Laufband in Beschlag und bin als erstes von dem wunderbaren Ausblick angetan. Die Frankfurter Skyline mit Blick auf PwC, den Frankfurter Messeturm, die Frankfurter Messe und das Maritim Hotel lässt mich beinahe ehrfurchtsvoll erstarren.
Weil es mein erster Einsatz auf dem Laufband ist – mit Ausnahme der Laufanalyse im Oktober 2015 in Erfurt -, bin ich froh, dass mir mein Kollege eine kleine Einweisung gibt. Und das ist gut so, denn sachkundiges Personal ist an diesem Montag Abend nicht anwesend.
Die Bedienung ist schnell erklärt und auch wenn es zahlreiche Einstellungen und Programme gibt, starte ich für meine Premiere einen stinknormalen Lauf. Nix mit Steigung oder Gefälle und nix mit Fettverbrennung oder Hochleistung. Einfach nur Laufen.
Laufen auf dem Band
Anfangs stelle ich die Geschwindigkeit auf gemütliche neun Kilometer pro Stunde, schließlich habe ich vom Vortag mehr als 22 Kilometer in den Beinen und sehe die Einheit als lockeres Auslaufen. Die Einheit ist so locker, dass ich die erste halbe Stunde entspannt mit meinem Kollegen plaudern kann, der es sich neben mir auf dem Ergometer bequem gemacht hat.
Nach einer Dreiviertelstunde erhöhe ich die Intensität auf zehn km/h und komme auch damit gut klar. Nach weniger als 65 Minuten ist mein Laufpensum mit zehn Kilometern erfüllt und ich kann mich ausruhen. Der Lauf ist summa summarum angenehm, wenn auch nicht abwechslungsreich.
Beinahe hätte ich auch noch einen Satz auf die Nase hingelegt. Während ich meinen Gedanken nachhänge und den Blick durch den Fitnessraum schweifen lasse, komme ich auf dem Band ein wenig aus dem Rhythmus und kann mich im letzten Augenblick noch fangen, um nicht eine Rolle rückwärts aufs Parkett zu legen.
An der Bar gibt es gleich drei verschieden aromatisierte Wasser zur Erfrischung. Ingwer, Pfefferminze und Zitrone/Limette buhlen um meine Aufmerksamkeit und ich entscheide mich für die spritzige Zitrone. Während ich das gekühlte Getränk genieße, trete ich auf den Balkon in der siebten Etage und lasse die beeindruckende Skyline auf mich wirken.
Es ist inzwischen kurz nach neun und der Tag ist gegangen. Dunkle Wolken haben die Nacht früher als sonst am Ende des Aprils beginnen lassen und setzen die illuminierten Hochhäuser noch besser in Szene.
Der Personal Trainer und sein Trainee
Und dann ist da ja noch der gegelte Manager mit seinem Personal Trainer, der eine Viertelstunde nach meinem Trainingsbeginn die Fitness-Bühne betreten hat. Der Mann in den Dreißigern muss sehr wichtig sein, denn während sein Trainer mit ihm Übungen absolviert, unterbricht er gleich mehrfach das Training, um sein Smartphone zu checken.
Ja, wirklich wahr. Nicht nur fünf Mal in der ersten Viertelstunde muss der digitale Helfer überprüft werden. Doch das war noch nicht alles. Während der 45-minütigen Einheit klingelt auch zweimal das Smartphone. Sein Trainer ist so zuvorkommend, um ihm das Phone während der Übung zu reichen. Das eine Mal scheint es ein Freund zu sein, das andere Mal ist es Michael, sein Chef.
Jeder soll so leben und trainieren, wie er es mag. Wenn ich mir aber den Luxus eines persönlichen Trainers leiste, dann würde ich mich auch die gesamte Zeit über auf das Training konzentrieren und Störungen am Telefon erst gar nicht zulassen. Aber das muss jeder selbst wissen…
Sauna und Dampfbad zur Entspannung
Nach der schweißtreibenden Einheit auf dem Band habe ich mir Entspannung im Wellnessbereich verdient. Als ich den Bereich mit der Sauna (90 Grad) und dem Dampfbad (45 Grad) um kurz nach neun betrete, bin ich der einzige Gast – und soll es auch für den Rest des Abends bleiben.
Der erste Saunagang umfasst eine Viertelstunde. Ich genieße die Stille und lasse meine Gedanken kreisen. Anschließend kühle ich mich mit eiskaltem Wasser ab und entspanne auf den bequemen Liegen mit dem Blick über die Frankfurter City.
Nach dem zweiten Gang in die Sauna, der dieses Mal nur zehn Minuten umfasst, dusche ich und bin pünktlich zum Schließen des Fitness- und Wellnessbereiches um 22 Uhr fertig und lasse den Tag auf dem Zimmer mit einem kalten alkoholfreien Bier aus der Minibar ausklingen.
Mein Fazit
Ich bin bereits seit mehreren Jahren mehrfach beruflich und privat in Hotels gewesen und habe Ende April dieses Jahres erstmals den Fitnessbereich genutzt. Seit meiner Erfahrung mit dem Laufband frage ich mich, wieso ich das Angebot nicht schon eher in Anspruch genommen habe.
Laufklamotten und Laufschuhe nehmen nicht viel Platz im Gepäck in Anspruch und es gibt nichts Besseres, als einen anstrengenden Tag mit etwas Bewegung und Wellness ausklingen zu lassen. Insbesondere dann, wenn es die ganze Zeit nur regnet, ist das Trainieren auf dem Laufband eine angenehme Alternative.
Allerdings habe ich festgestellt, dass das Laufband nur eine Alternative ist. Mehr nicht. Auf Dauer ist das Laufband eine öde Sache, die länger als eine Stunde nichts für mich ist. Es geht doch nichts über einen Lauf an der frischen Luft – egal ob es regnet, die Sonne scheint oder es windig und wechselhaft ist.
Andererseits ist es schon praktisch, ein Laufband im Keller zu haben. Ich stöbere jetzt mal nach passenden Modellen im Online-Handel… 🙂
Mehr zum Thema Laufen in meiner Artikel-Serie “Projekt Laufen”
Alle bisherigen und künftigen Beiträge zum Thema Laufen findet ihr unter #ProjektLaufen2014, unter #ProjektLaufen2015 und unter #ProjektLaufen2016.
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