Die Saison 2015/2016 ist Geschichte.
Das erste Jahr mit Trainer Thomas Tuchel beschert Borussia Dortmund unter dem Strich einen souverĂ€nen Vizemeistertitel, den Einzug ins DFB-Pokalfinale und das – unnötige – Aus im Viertelfinale der Europa League.
Mit Ausnahme zu Saisonbeginn, als Schwarz-Gelb sogar den Platz an der Sonne inne hatte, waren die Westfalen immer auf Rang zwei abonniert:
So weit die Fakten. Doch diese Spielzeit ist weit mehr als diese nackten Zahlen Aussagen. Tuchel hat eine klasse Mannschaft geformt, in der Auba Tore wie am FlieĂband produziert, Miki als Vorbereiter und TorschĂŒtze glĂ€nzt und Julian Weigl auf die groĂe FuĂballbĂŒhne gehoben wurde.
Der KapitĂ€n verlĂ€sst Borussia – bye, bye Mats Hummels
Alles könnte so schön sein, wenn da nicht der unschöne Wechsel von KapitĂ€n Mats Hummels zum FC Bayern MĂŒnchen wĂ€re. Ich werde mich nicht groĂ zu dem Thema auslassen, das machen andere schon zu GenĂŒge: so wie Nick mit Die Hummels zieht es an den Viktualienmarkt sowie Es ist vorbei: Hummels geht und schwatzgelb mit dem Kommentar: Borussia bleibt bestehen.
UnabhÀngig davon bin ich mir sicher, dass Mats am Samstag nochmals alles geben wird.
Ich bin sicher, dass @matshummels kommenden Samstag noch mal alles raushauen wird – so wie nach #BVBKOE versprochen pic.twitter.com/iYVIErshtK
— Marc Höttemann đđ» đ đ„ đ± đč đđšđŒâđŒ đ đ (@Ostwestf4le) May 15, 2016
Der KapitĂ€n hat sich auch zu seinem Wechsel fĂŒr kolportierte 35 Millionen Euro geĂ€uĂert:
Ein paar Worte von meiner Seite… pic.twitter.com/Uy6cUS5Dtg
— Mats Hummels (@matshummels) May 10, 2016
Finale! SouverÀn bei Herta BSC im DFB-Pokal
So richtig Bock auf FuĂball hatte ich am Mittwoch Abend mal ĂŒberhaupt nicht. Womöglich lag das noch an dem Trauma von Liverpool aus der vergangenen Woche.
Vielleicht hatte es aber auch damit zu tun, dass ein Sieg beim Tabellenvierten aus der Hauptstadt und der damit einhergehende fĂŒnfte Finaleinzug in fĂŒnf Jahren (vier Mal DFB-Pokal und einmal Champions League) ein erneutes Endspiel gegen den FC Bayern bedeuten wĂŒrde. Und zum wiederholten Mal gegen die Bayern zu verlieren wĂ€re das Letzte, was ich nach dieser Saison gebrauchen kann.
FĂŒhle mich mies, aber die Aussicht, bei einem Sieg wieder gegen "vidaliche" Bayern zu spielen & zu unterliegen, hebt meine Laune nicht #BVB
— Marc Höttemann đđ» đ đ„ đ± đč đđšđŒâđŒ đ đ (@Ostwestf4le) April 20, 2016
Pierre-Emerick Aubameyang war mit einer Knochenabsplitterung im Zeh in Dortmund geblieben, fĂŒr ihn spielte Ramos. Auch Sokratis und GĂŒndogan standen nicht in der Anfangself. Die Borussen machten von Anfang an Druck, doch die Berliner standen sicher in der Abwehr.
Allerdings gelang dies nur bis zur 21. Minute, als Gonzalo Castro mit einem kraftvollen Distanzschuss die FĂŒhrung besorgte. Mit diesem Zwischenstand ging es in die Kabinen, wenn auch Trainer Thomas Tuchel nur halbwegs zufrieden mit seinen Jungs gewesen ist.
In der zweiten HĂ€lfte lieĂ es Borussia ruhig angehen, anstatt das zweite Tor folgen zu lassen. Die Hertha blieb harmlos nach vorn und nach einer Stunde standen 13:1 TorschĂŒsse zugunsten Dortmunds auf der Statistiktafel. Als Ramos in 68. Minute freistehend versiebte, hatte ich langsam aber sicher trotzdem das GefĂŒhl, dass der BVB nicht als Verlierer vom Platz gehen wird, sondern am 21. Mai 2016 wieder nach Berlin ins Finale reist.
Und so kam es auch. Nach mehreren hochkarĂ€tigen Chancen fĂŒr Hertha spielte Shinji Kagawa passgenau auf Marco Reus, der zum 2:0 einnetzen konnte (75.). Reus war es auch, der acht Minuten spĂ€ter auf Miki passte, der das 3:0 markierte.
Zum vierten Mal kommt es damit zum Endspiel zwischen Borussia Dortmund und dem FC Bayern MĂŒnchen – und unabhĂ€ngig von der Ausgangssituation ist das eine verdammt gute Borussen-Bilanz.
Ohne MĂŒhe zum Sieg in Stuttgart
Mats Hummels und Ilkay GĂŒndogan, zwei potenzielle AbgĂ€nge des BVB, spielten nicht bei den abstiegsbedrohten Schwaben. Ein Fingerzeig vom Trainer? AuĂerdem sind Christian Pulisic, Matthias Ginter, Sokratis und Erik Durm im Vergleich zum AuswĂ€rtssieg in Hamburg neu in die Mannschaft gekommen.
Dortmund startete druckvoll und hatte bereits in der 09. Minute die erste dicke Chance, doch Marco Reus zielte einen guten halben Meter links am Tor vorbei. Zwölf Minuten spĂ€ter setzte sich Miki auf der linken Seite Richtung FĂŒnfmeterraum und Shinji Kagawa traf zum achten Mal in dieser Saison – 1:0 fĂŒr Borussia (21.).
Das Fazit nach einer halben Stunde: ein munteres Spiel zweier Teams, die offensiv stark, aber auch defensiv gleichermaĂen schwach agierten. 7 zu 5 TorschĂŒsse zugunsten der GĂ€ste haben eine deutliche Sprache gesprochen.
Fast mit dem Pausenpfiff fiel das 2:0. Einen Abpraller von Mkhitaryan konnte Pulisic einnetzen. Es ist der zweite Treffer des Youngsters innerhalb von sechs Tagen, zuvor traf der US-Amerikaner am Sonntag gegen den HSV.
Und nach der Pause ging es weiter mit der Dortmunder Offensive, bei der Miki den Schlusspunkt zum 3:0 setzen konnte:
Der Mann des Tages, der Mann des Monats, der Mann der Saison: @HenrikhMkh markiert das 3:0 #VfBBVB #BVB
— Marc Höttemann đđ» đ đ„ đ± đč đđšđŒâđŒ đ đ (@Ostwestf4le) April 23, 2016
Wolfsburg wird weggefegt
Mit Mats Hummels in der Startelf ging es gegen die Wolfsburger, die nach dem Pokalsieg vor einem Jahr nur noch ein Schatten vergangener Jahre sind.
Shinji Kagawa traf bereits nach sieben Minuten zur FĂŒhrung auf Vorlage von Miki, der im 50. Pflichtspiel die 14. Vorlage servieren konnte. Zwei Zeigerumdrehungen spĂ€ter schraubte Adrian Ramos das Ergebnis auf 2:0. Nach dem Seitenwechsel dauerte es bis zur 60. Minute, ehe Marco Reus mit dem Saisontreffer elf das 3:0 markierte.
Als Auba dreizehn Minuten vor dem Ende mit einem Doppelpack das vierte und fĂŒnfte Borussen-Tor gelang, störte nur noch der unbedeutende Gegentreffer in der 86. Minute kurz das Jubelfest im Westfalenstadion.
Peinliche Pleite in Frankfurt
Ohne den gelb-gesperrten Julian Weigl, aber dafĂŒr mit Nuri Sahin ging es fĂŒr den BVB am vorletzten Spieltag zu den stark abstiegsbedrohten Frankfurtern. Und die Hessen hatten auch die erste Chance des Spiels, aber Roman BĂŒrki konnte parieren (9.).
Es gab vor dem Spiel noch die vage Chance auf die Meisterschaft, doch dazu hĂ€tte Bayern MĂŒnchen in Ingolstadt nicht gewinnen dĂŒrfen. Und just als Robert Lewandowski nach einer Viertelstunde die MĂŒnchener FĂŒhrung gelang, trafen die Frankfurter zum nicht unverdienten 1:0.
Das Aufbauspiel der GĂ€ste haperte genauso wie das Team generell zu phlegmatisch zu Werke ging. Die SGE hingegen spielte, wie es von einer abstiegsbedrohten Elf zu erwarten ist: mit Einsatz, mit Biss und Engagement – allen Tugenden, die Borussia vermissen lieĂ.
Erst in der 24. Spielminute gab es die erste Chance fĂŒr Dortmund, aber Marco Reus’ Hereingabe konnte Pierre-Emerick Aubameyang nicht verwandeln. Der BVB bekam das Spiel besser in den Griff, ohne dabei zwingende Tormöglichkeiten zu produzieren.
Als Mats Hummels in der 45. Minute den Ausgleich per Kopf erzielt hatte, wurde dem Treffer fĂ€lschlicherweise wegen Abseits die Anerkennung versagt. Also ging es mit einem RĂŒckstand in die Pause. Nach dem Seitenwechsel das gleiche Spiel: Dortmund mit mehr als 80 Prozent Ballbesitz, doch Frankfurts Defensivbollwerk hielt stand.
Hummels und Auba wurden in der 65. Minute gegen Christian Pulisic und Gonzalo Castro ausgetauscht und langsam lief den Dortmundern die Zeit davon.
Noch ein paar Schritte mehr und @RBuerki1 steht beim nÀchsten Angriff im Abseits. Hier spielt eigentlich nur noch der BVB. #sgebvb 1-0
— Borussia Dortmund (@BVB) May 7, 2016
Optische Ăberlegenheit ohne ernsthaft Chancen zu kreieren reicht nicht aus, um so ein Spiel gegen eine Zehner-Abwehr-Kette (!) noch zu drehen. Damit war die erste Niederlage in der RĂŒckrunde amtlich.
Erneut – Stichwort: Hoffenheim! – muss sich der BVB den Vorwurf gefallen lassen, aktiv in den Abstiegskampf eingegriffen zu haben.
Remis zum Saisonausklang gegen den 1. FC Köln
Der 34. und letzte Spieltag in der Bundesliga bescherte dem BVB ein Heimspiel gegen den 1. FC Köln. Eine Woche vor dem Pokalfinale in Berlin gegen den alten und neuen deutschen Meister wollte die Borussia die Spielzeit mit einer weiĂen Heim-Weste zu Ende bringen. Henrikh Mkhitaryan fehlte wegen der fĂŒnften gelben Karte und konnte sich fĂŒr Berlin schonen. Thomas Tuchel vertraute erneut einer Dreierkette mit Sokratis, Bender und Hummels. Jenem Mats Hummels, dessen Transfer am Dienstag zuvor fĂŒr sagenhafte 35 Millionen Euro zum FC Bayern ĂŒber die BĂŒhne gegangen ist.
Und Hummels stand bereits vor dem Anpfiff wie schon gegen Wolfsburg im Mittelpunkt und musste sich den Pfiffen der schwarz-gelben Fans stellen, die zwei Wochen spĂ€ter allerdings leiser gewesen sind und auch nicht mehr jede BallberĂŒhrung des Innenverteidigers begleitet haben. Gonzalo Castro brachte Dortmund bereits nach elf Minuten mit dem ersten Torschuss in Front. Gonzos drittes Saisontor war ein eleganter Distanzschuss von der linken Strafraumgrenze. FĂŒnf Minuten spĂ€ter tauchte der Ex-Borusse Leonardo Bittencourt frei vor Roman BĂŒrki auf, zielte aber knapp vorbei.
Besser lief es in der 27. Minute, als Sven Bender unfreiwillig den Ausgleich von Anthony Modeste vorbereitet hat. Der BVB war jetzt aus der Lethargie erwacht und hatte mit Reus, erneut Castro und Aubameyang gleich drei gefĂ€hrliche Angriffe, die allesamt nicht im Kasten landeten. Besser machte es der Ex-Dortmunder Milos Jojic mit einem Heber ĂŒber BĂŒrki zum ĂŒberraschenden 1:2 (44.).
Sollte es nach 20 ungeschlagenen Heimspielen erstmals wieder eine Heimniederlage geben? Und sollten die Kölner die einzige Elf sein, die Borussia zweimal in dieser Saison geschlagen hat? Diese Gedanken gingen mir in der Halbzeit durch den Kopf.
Sven Bender blieb in der Kabine und wurde gegen Matthias Ginter ausgetauscht. AuĂerdem kam Moritz Leitner fĂŒr Kagawa (58.). Bis dahin gab es wenig Berichtenswertes von der Dortmunder Offensive, die Kölner verteidigten ihren Vorsprung geschickt, standen mit neun Mann tief in der Defensive und lieĂen sich auch von 82 Prozent Borussen-Ballbesitz nicht beeindrucken.
Torgefahr, Spielfluss und Ăberraschungsmomente – all das fehlte dem BVB beim letzten Bundesliga-Auftritt der Saison 2015/2016. Schade, dass die Leistung gegen Köln genauso wenig begeistern konnte wie eine Woche zuvor in Frankfurt. Es darf allerdings nicht vergessen werden, dass die Borussen bereits das 55. Pflichtspiel in den Knochen hatten – eine wahnsinnige Quote.
Marco Reus gelang eine Viertelstunde vor dem Ende der mehr als verdiente Ausgleich. Sein 2:2 war der erste direkt verwandelte FreistoĂ seit dem 34. Spieltag der Saison 2013/2014 (!). AuĂerdem war es Saisontor 82 des BVB – neuer Saisonrekord!
Mit 78 Punkten beenden die Westfalen diese Saison – eine Punktausbeute, die in 45 Spielzeiten locker zum Titel gereicht hĂ€tte. Aber da waren ja noch die Buyern… Am 21. Mai 2016 gibt es im DFB-Pokal noch die Gelegenheit, den Bayern das Double zu vermiesen und den Pokal zum ersten Mal seit 2012 wieder in den Pott zu holen. Es wĂ€re eine verdiente TrophĂ€e und ein wĂŒrdiger Abschluss einer ganz besonderen Spielzeit im ersten Jahr mit Thomas Tuchel.
Mein Prognose lag daneben
Sehr mutig bin ich mit meiner Vorhersage der Spieltage 31 bis 34 gewesen, schlieĂlich hatte ich vier Siege getippt – und lag prompt daneben.
Sowohl die Niederlage in Frankfurt als auch die Punkteteilung im letzten Saison-Heimspiel hatte ich nicht auf dem Zettel gehabt. Statt 12 Punkten gab es “nur” sieben Punkte, was Thomas Tuchel nach dem Köln-Spiel auf die Barrikaden gebracht hat:
So holt man in der Bundesliga keine Punkte. Wir haben noch mal fĂŒnf Punkte zugelassen auf die Bayern. In nur zehn Tagen. Wir wollten sie nur mit fĂŒnf Punkten Vorsprung Meister werden lassen. Wir wollten ihnen in Berlin mit fĂŒnf Punkten Abstand begegnen. Jetzt geht es darum, Form und Haltung wiederzufinden.
Die Aufgabe ist deutlich schwieriger geworden. Daran sind wir selbst schuld. Ich finde es sehr schade, dass wir die Saison nach dem 32. Spieltag beendet haben. Denn die Form zurĂŒckzufinden ist deutlich schwieriger, als sie zu halten. Ich habe deshalb groĂe Sorge.
Wir können in Berlin nur in absoluter Topform gewinnen. Davon sind wir derzeit so weit entfernt wie vielleicht noch nie in dieser Saison. Es gibt viel zu tun. Wenn wir am Ende gewinnen wollen, mĂŒssen wir ĂŒber uns hinauswachsen und das MatchglĂŒck erzwingen. Bis wir so weit sind, ist es ein weiter Weg fĂŒr uns.
Das DFB-Pokal-Finale gegen Bayern MĂŒnchen
SchlieĂlich geht es am Wochenende zum Saisonabschluss in Berlin gegen den FC Bayern und die Borussen möchten endlich wieder den Pokal in den Hauptstadt – Himmel strecken.
Doch das geht nur mit einer konzentrierten Leistung, einer sattelfesten Abwehr und einer kreativen Offensive – alles Themen, die der BVB gegen Köln oft vermissen lieĂ und die am Ende dafĂŒr verantwortlich gewesen sind, dass die MĂŒnchener mit zehn Punkten Vorsprung Meister geworden sind.
Ich bin gespannt auf den Showdown um 20 Uhr am 21. Mai 2016 und habe – im Prinzip wie immer – ein mulmiges GefĂŒhl.
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