Der FC Bayern München geht mit einem neuen Trainer in die Saison 2016/2017. Passend zum Debüt des neuen Mannes an der Linie ist Carlo Ancelotti. Die Autobiografie im Piper Verlag erschienen und ermöglicht einen besonders intensiven Blick auf den Liga-Neuling, der in den europäischen Ligen so gut wie jeden Titel bereits gewonnen hat.
Die Autobiografie erschien bereits 2009 und wurde 2015 aktualisiert. Als im April 2016 der Wechsel des Italieners zum FC Bayern München besiegelt wurde, gab es eine weitere Aktualisierung des Werkes.
Der Leser erfährt nicht nur viel über den Spieler und Trainer Ancelotti, sondern auch viel über den Menschen Ancelotti. Ancelotti liebt das Essen, denn dann geht es ihm gut. Der Bauchumfang des Italieners ist der Indikator des Erfolges seiner Mannschaft, um es salopp zu formulieren.
Nah dran am Menschen? Ja, aber nicht tiefgründig!
Der Autor Alessandro Alciato ist parteiisch und macht daraus keinen Hehl. Denn Carlo Ancelotti war sein Trauzeuge und ist einer seiner besten Freunde. Die Autobiografie des Erfolgstrainers zeigt allerdings eindrucksvoll, dass parteiisch sein in diesem Zusammenhang alles andere als schädlich ist.
Denn so gelingt es sowohl dem Autor als auch dem Autobiograf, ein – bisweilen – oberflächliches Bild eines Mannes fernab vom Fußballgeschehen zu zeichnen. Allerdings beschränken sich diese Ausführungen oftmals auf gutes Essen, guten Wein und Feierei. Wer sich tiefergehende Einblicke in die Denke und Psyche des ehemaligen Nationalspielers erhofft, wird enttäuscht sein.
Nah dran am Fußball? Mehr oder weniger!
Gleiches gilt übrigens auch für das Geschehen auf dem grünen Rasenrechteck. Der Spieler und Trainer wird mehr oder weniger chronologisch porträtiert. Wer allerdings weitergehende Einblicke in die Art des Fußballspiels und die Taktik erwartet, wird von der Autobiografie enttäuscht sein.
Außer der mehrmaligen Erwähnung des “Tannenbaums”, eines 4 – 3 – 2 – 1-Systems, gibt es in Carlo Ancelotti. Die Autobiografie so gut wie keine Ausführungen zu diesem Teil seines Wirkens. Ancelotti zählt seine Titel und Triumphe mit dem AC Mailand, dem FC Chelsea und Real Madrid auf – doch wie es dem Trainerfuchs gelungen ist, diese Titelsammlung Jahr für Jahr zu erweitern, bleibt (s)ein Geheimnis
Der Mensch Carlos Ancelotti
Der Mensch Ancelotti blitzt an einigen Stellen des Buches hervor und das legt einen Blick auf einen Charakter frei, auf den sich die Bundesliga freuen darf, „Denn seine Spezialität ist es, nicht nur die Muskeln zu trainieren, sondern auch die Herzen.”
Und auch als Feldherr an der Seitenlinie versteht sich der grauhaarige Coach mitnichten, wie Biograf Alciato weiß: “Wo andere nach dem Schuldigen suchen, hat Carlo längst die Lösung gefunden. Wo andere Millionäre sehen, sieht Carlo den Menschen. Punkt. Und dafür hat er das Vertrauen seiner Spieler und ihren hundertprozentigen Einsatz.”
Außerdem sollten sich Manuel Neuer, Thomas Müller und Co. merken: „Zwei Dinge kann er absolut nicht leiden: Mangel an Vertrauen und Mangel an Ehrlichkeit.”
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