Schon seit einiger Zeit kündigt sich der kühle und dunkle November an.
Die Tage werden kürzer und kürzer, die Nächte länger und länger und die depressive Stimmung breitet sich an vielen Orten wie ein wabernder Nebel am frühen Morgen aus.
In diese traurige Stimmung passt der Todestag meiner Omi. Zum siebten Mal jährt sich heute einer meiner schlimmsten Tage, an die ich mich bewusst erinnern kann. Es war das erste langsame Sterben und der erste Tod eines mir sehr nahe stehenden Menschen, den ich so intensiv erlebt habe und der sich mir tief ins Gedächtnis gegraben hat.
Noch heute erscheinen die Geschehnisse des 28. Oktobers 2009 und meine Stimmungen und Gefühle in den Wochen zuvor wie real vor mir – so, als sei es erst gestern passiert. Und sofort bin ich wieder mittendrin im Geschehen und die Traurigkeit breitet sich wie ein dichter Schleier über mir aus.
Sieben Jahre sind eine lange Zeit. Damals, im späten Sommer ist mein großer Sohn in die erste Klasse gekommen – heute ist er bereits auf der weiterführenden Schule in Klasse 8. Damals war mein kleiner Sohn noch im Kindergarten – heute ist er bereits in der vierten Klasse.
Damals war ich 34 Jahre alt und hatte keine Ahnung, welche schönen und welche weniger schönen Erlebnisse in den nächsten 96 Monaten auf mich hereinprasseln werden. Sieben Jahre sind eine lange Zeit und doch fühlt sich die Zeit damals bisweilen so an, als sei es erst gestern passiert. So, als seist du erst gestern von uns gegangen.
Und wenn ich auf der Autobahn fahre und ein Fahrzeug mit dem Kennzeichen RE – für Recklinghausen – überhole, denke ich an dich. Und wenn ich in der alten Heimat zu Besuch bin, gehe ich auf den Friedhof, schlendere zu deinem Grab und denke ich an dich. Und wenn ich vom Friedhof aus zu meinen Eltern spaziere und an der Wohnung vorbeikomme, in der du viel zu kurz gewohnt hast, denke ich an dich.
Sieben Jahre ohne Dich, Omi.
Du fehlst.