Matchday! Und das gleich in doppelter Hinsicht.
Wenige Stunden vor dem mit Spannung erwarteten – und am Ende so enttäuschenden – Revierderby zwischen Borussia Dortmund und Schalke 04 stand mein letzter Wettkampf des Jahres auf dem Programm: der Korschenbroicher Waldlauf 2016, den ich gleich zweifach absolvieren wollte.
Und dieser Wettkampf sollte mich gleich in mehrfacher Hinsicht krass überraschen. Doch der Reihe nach. Während es für den Veranstalter bereits die 12. Auflage des beliebten Laufes gewesen ist, war es für mich die Premiere und entsprechend war ich nicht nur wegen des Derbys meiner Borussia, sondern auch wegen des anstehenden Laufes angespannt.
Weil mein erster Lauf erst um viertel vor drei gestartet ist, galt es, die Zeit bis dahin sinnvoll zu überbrücken. Nachdem ich morgens schon Bratapfelmarmelade gekocht und im Haus gearbeitet hatte, war es bereits mittags. Als Mittagessen gab es Spaghetti mit Tomatensauce, um die Kohlenhydratspeicher zu befüllen und dann konnte ich mich um die Vorbereitung kümmern.
Altbewährtes für den Start
Bei den Laufsachen habe ich auf Altbewährtes gesetzt. Neben den Mizuno Wave Rider 19, der Garmin Forerunner 235 und den gelben Kompressionssocken von Strammer Max habe ich mich für ein Kurzarmshirt entschieden. Es war ein sonniger Samstag mit Temperaturen um 14 Grad – da wäre ein Langarmshirt total übertrieben.
Und dann ging es auch schon mit dem Auto Richtung Korschenbroich. Eine Stunde vor dem ersten Start hatte ich Glück und sogar einen Parkplatz direkt am Waldstadion erwischt, zu dem mich die aufmerksamen Ordner geleitet hatten. Die Wettkämpfe waren bereits in vollem Gang und die ersten Siegerinnen und Sieger im Bambini- und Schüler-Alter schon gekürt.
Fix hatte ich das Startgeld entrichtet (jeweils sechs Euro für den Lauf über fünf und über zehn Kilometer), die Startunterlagen in Empfang genommen und dann war ich bereit für den doppelten Waldlauf am Niederrhein, der bei strahlendem Sonnenschein stattgefunden hat.
Die Wartezeit bis zum ersten Startschuss habe ich mir anschließend als Zuschauer der Kinder-Läufe verkürzt.
Wie schnell komme ich ins Ziel?
In meinem Vorbericht zum Waldlauf hatte ich bereits meine Ziele für die beiden Wettkämpfe erläutert.
Die 5.000 Meter wollte ich in weniger als 25 Minuten schaffen und bei den 10.000 Metern war ich unsicher bezüglich einer Prognose. Weil ich nur zwanzig Minuten nach dem Zieleinlauf des Fünfers erneut starten musste, war eine Sub 50 eher unmöglich. Aber Sub 52 durfte es schon sein.
Andererseits war die Generalprobe am Dienstag zuvor perfekt gelaufen. Ich hatte die fünf Kilometer in Sub 25 und die zehn Kilometer in Sub 50 geschafft. Und dann kommt ja noch die besondere und motivierende Atmosphäre des Wettkampfs dazu.
Phantastische Zeit über fünf Kilometer
Und dann war es endlich soweit: punktlich um viertel vor drei ertönte der Startschuss nach dem Countdown und mehr als einhundert Läuferinnen und Läufer setzten sich in Bewegung. Und wie so oft bei einem Rennen habe ich zu Beginn überpacet und bin wahnsinnig schnell losgelaufen.
Zu schnell, wie ich an meinem Puls feststellen konnte. Ich drosselte ein wenig das Tempo und hatte mich rasch auf einer angenehmen Pace eingependelt. Als sich das Feld sortiert hatte, spulte ich routiniert meinen Stiefel – oder besser gesagt Laufschuh – herunter. Die Abweichung der Kilometer-Anzeige zwischen den Markierungen an der Strecke und meiner Laufuhr ignorierte ich geflissentlich.
Als ich gerade so schön eingelaufen gewesen bin, hörte ich bereits den Stadionsprecher im Waldstadion und konnte mich für den Endspurt bereit machen. Als ich auf die Laufbahn eingebogen bin, habe ich noch einmal die letzten Körner aktiviert und alles gegeben. Nach einem fulminanten Endspurt und dem Abfangen eines Kontrahenten stand die fabelhafte Zielzeit von sage und schreibe 22 Minuten und 17 Sekunden auf der Uhr.
Wow!
Und plötzlich auf dem Siegerpodest
Während ich mich an der Verpflegungsstation mit Wasser erfrischt hatte, kam ich mit meinem Kumpel Sascha ins Plaudern. Während wir über den nächsten Lauf philosophierten, hörte ich plötzlich meinen Namen aus den Lautsprechern tönen.
Erst etwas später realisierte ich, dass ich zur Siegerehrung aufgerufen worden bin und noch etwas später stand ich mit einer Urkunde auf dem Siegertreppchen! Als Zweiter der Altersklasse Senioren M40 wurde ich mit Handschlag und Applaus geehrt – Wahnsinn!
Und für mich das erste Mal überhaupt, dass ich im Rahmen einer – sportlichen! – Aktivität prämiert worden bin.
Übrigens bin ich bei diesem Lauf nicht nur Zweiter (von fünf) meiner Altersklasse , sondern auch 18. (von 79) Läufer im Gesamt-Klassement geworden.
Top Ergebnis über zehn Kilometer
So richtig Zeit zum Freuen blieb mir aber nicht, denn der nächste Lauf stand schon auf dem Plan. Nicht einmal eine halbe Stunde seit meinem Zieleinlauf über 5.000 Meter konnte ich mich für das zweite Rennen über die doppelte Distanz aufstellen.
Welche Auswirkungen hatte der schnelle Lauf zuvor auf die 10k? Ich wusste es nicht und musste es ausprobieren. Renntaktisch hatte ich mir vorgenommen, dass ich es das erste Drittel langsam angehen lasse, um mich im Mittelteil zu stabilisieren, um mich dann im letzten Drittel zu steigern und den Endspurt anzugehen.
Und obwohl ich solche Vorgaben bisher selten sauber umsetzen konnte und mich oft genug zum schnellen Laufen habe hinreißen ließ, setzte ich die Marschroute vorbildlich um. Ab Kilometer 5 habe ich das Tempo angezogen, um dann kontinuierlich an dem einen oder anderen Läufer vorbeizuziehen. Die letzten drei Kilometer gab ich dann noch einmal alles und hoffte insgeheim auf eine Sub 49.
Doch es kam anders. Ganz anders und viel besser als erwartet. 46 Minuten und 51 Sekunden standen nach einem ordentlichen Schlussspurt auf der nicht vorhandenen Zeit-Anzeige und ich war wider Erwarten und total überraschend um eine neue persönliche Bestmarke reicher. Erst im April hatte ich beim City-Lauf eine neue Bestmarke aufgestellt, die jetzt hinfällig gewesen ist.
In diesem Lauf war ich Elfter (von 20) meiner Altersklasse und 45. von 103 im Gesamtlauf der Männer.
Kuriositäten auf der Laufstrecke
Drei kuriose Ereignisse auf der Strecke sind mir bei dem Lauf über 10.000 Meter im Gedächtnis geblieben.
Zum einen der Mann – nennen wir ihn “Selfie-Typ” -, der in der rechten Hand seine Kleinbildkamera dabei hatte und sich in regelmäßigen Abständen fotografiert und videografiert hatte.
Zum anderen die Handvoll Frauen, die wirklich und wahrhaftig – und durchaus hübsch – geschminkt das Rennen in Angriff genommen haben. Ich frage mich, wie diese Läuferinnen mit dem Schwitzen während und nach dem Lauf klar kommen.
Und dann war da noch der Typ, der auf gerader Strecke von weitem Kai, den Fotografen, erblickt hat und sich, je näher er Kai vor die Linse gekommen ist, immer mehr in Position gebracht hat, um mal nicht scheiße auf den Lauf-Fotos auszusehen.
Jener Typ, der just im letzten Augenblick nicht aufgepasst und fies über eine Wurzel gestolpert ist und einen stechenden Schmerz im rechten Fuß gespürt hat.
Zu seinem Glück hat sich der schmerzhafte Stolperer nicht als Bänderdehnung oder Bänderriss herausgestellt. Er konnte den Lauf erfolgreich zu Ende bringen und freute sich über eine Sub 47. Spätestens jetzt solltet ihr erkannt haben, dass ich dieser Typ gewesen bin 🙂
Apropos Kuriositäten auf und abseits der Laufstrecke:
Links seht ihr mich direkt nach dem Lauf über fünf Kilometer und rechts daneben habe ich mich ebenfalls direkt nach dem Lauf über zehn Kilometer fotografiert.
Mir fällt auf, dass ich auf beiden Bildern alles andere als erschöpft ausgesehen habe. Was sagt mir das?
Mein Fazit zum Korschenbroicher Waldlauf
Der Korschenbroicher Waldlauf war ein klasse Erlebnis. Angefangen von der perfekten Organisation über die hilfreichen Ordner bis hin zum Rennen selbst hat es einfach jede Menge Spaß gemacht, dabei gewesen zu sein.
Und das schreibe ich nicht nur ob meiner beiden hervorragenden Ergebnisse. Die familiäre Atmosphäre mit der guten Verpflegung, die engagierte Moderation und die feine Strecke durch das Hoppbruch seine eine klasse Kombination. Und das wissen auch die Läuferinnen und Läufer, die jedes Jahr im Oktober ins Waldstadion strömen und in diesem Jahr für einen neuen Teilnehmer-Rekord gesorgt haben.
Ich freue mich bereits jetzt auf den 13. Korschenbroicher Waldlauf 2017!
Mehr zum Thema Laufen in meiner Artikel-Serie “Projekt Laufen”
Alle bisherigen und künftigen Beiträge zum Thema Laufen findet ihr unter #ProjektLaufen2014, unter #ProjektLaufen2015 und unter #ProjektLaufen2016.
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