Freitag, der 13. Ausgerechnet am Freitag, den 13. ist das schriftstellerische Debüt des Familienvaters, IT-Experten und Bloggers Uwe Hauck erschienen.
Während für viele – abergläubische – Menschen dieses dramatische Datum mit Pleiten, Pech und Pannen in Verbindung gebracht wird, ist es für Hauck ein echter Glückstag. Mit diesem Tag endet ein bald zweijähriger Zeitraum, der mit “ein Wellenbad der Gefühle” noch krass untertrieben beschrieben ist.
Seit heute meine Lektüre.
Die ersten fünfzig Seiten #ausderklapse waren sehr ergreifend, @bicyclist
📙 😧📚😨📘 pic.twitter.com/SvMJaUbuff
— Marc Höttemann 🏃🏻 👟 🥇 📱 🕹 📚👨🏼💼 🏖 🖋 (@Ostwestf4le) January 16, 2017
Am Scheidepunkt des Lebens
Denn es geht in Depression abzugeben um Leben und Tod. Und das nicht nur im sprichwörtlichen Sinn. Als Leser begleiten wir Uwe von seinem absoluten Tiefpunkt, dem Suizidversuch am 5. Februar 2015 bis zu seinem – vorläufigen und zwischenzeitlichen – Höhepunkt, der Wiedereingliederung ins Berufsleben ein Jahr später.
Genauso intensiv wie berührend beschreibt Hauck die Geschehnisse um seinen versuchten Freitod (was für ein Wort!). Er berichtet von der Einlieferung in die Psychiatrie, den Wechsel in die Tagesklinik und die Rückkehr nach Hause. Was sich in der Zusammenfassung ruckzuck liest, war und ist ein beschwerlicher, anstrengender Weg mit Schmerzen, Tränen, Hoffnung, Konflikten, Spaß, Rückschlägen und auch Liebe.
Eine gebrochene Seele sieht man nicht
Anders als bei einem gebrochenen Bein, das an einem eingegipsten Gliedmaß deutlich erkennbar ist, wird eine gebrochene Seele nicht auf den ersten – und oft auch auf den zweiten – Blick erkannt. Und das ist die Krux: du siehst es vielen Menschen nicht an, dass sie an der Seele erkrankt sind.
Und die Kranken tun ihr übriges, dass es so bleibt, wie Hauck erklärt. Er selbst beschreibt sich als Meister der Fassade, als Meister des So-tun-als-ob. Auch dann, wenn er völlig am Boden ist, bekommt seine Umwelt davon nichts mit. Und zwar dank seiner Schauspielkunst, mit der er seine dunkle und traurige Welt verbirgt. Erst nach und nach lernt der Blogger, aus dem Teufelskreis auszubrechen und die Masken abzulegen.
Wer ist eigentlich verrückt?
Oft wird von verrückten Menschen gesprochen, die mit psychischen Leiden behandeln werden. Hauck war anfangs auch dieser Meinung, doch je länger sein Aufenthalt in der Klinik dauert, desto stärker sieht er es anders. Verrückt im Sinne von ver-rückt ist oftmals die Gesellschaft “da draußen”, die die Menschen erst krank macht.
Nicht die Patienten sind die Ver-rückten, es sind die Menschen im – vermeintlich – normalen Leben, die sich durch den Tag hetzen, ihrer Arbeit nachgehen und sich dem Druck der Arbeitswelt und der Gesellschaft tagein, tagaus ausgesetzt sehen. Viele meistern diese Herausforderung, einige arrangieren sich damit leidlich und manche werden deshalb krank. Krank an der Seele. Krank an der Psyche.
Ist eine Depression heilbar?
Und noch etwas lernen wir. Eine Depression ist ein Leiden, das sich mit Therapien und Medikamenten gut in den Griff bekommen lässt. Diese Erfahrung macht Uwe Hauck auf seiner monatelangen Reise von der Psychiatrie über die Tagesklinik bis hin zur Reha.
Ob sich eine Depression nach erfolgreicher Behandlung dauerhaft aus dem Staub macht, ist umstritten. Und auch wenn das nicht gelingen sollte, so hilft die Therapie, den Umgang mit den dunklen Gedanken professionell zu gestalten und die Auswirkungen abzumildern.
“Letztlich kann keiner unser Denken verändern außer wir selbst”
Hauck benötigt erst einige Zeit, um zu verstehen, wie wertvoll der Austausch mit den anderen “Bekloppten” in der Tagesklinik ist. Er spürt rasch, wie sehr ihm das dabei hilft, seine Krankheit in den Griff zu bekommen.
So fachlich fit und versiert die Mediziner auch sind: sie können nicht wirklich nachvollziehen, wie eine Depression wirkt, was sie alles auslösen kann und wie sich die Erkrankten fühlen. Das können nur Gleichgesinnte verstehen. Und auch nur eine Person kann etwas an ihrer Erkrankung tun: sie selbst, indem sie ihre Einstellung und ihr Denken ändert und damit die Gedanken aus dem Dunkeln ins Helle steuert.
Hol´ die Depression aus der dunklen Ecke der Gesellschaft
Uwe Hauck hat ein Buch über Erfahrungen aus der Klapse geschrieben, mit dem er die inzwischen zur Volkskrankheit avancierte Depression aus der dunklen Ecke der Gesellschaft herausholen möchte. Die Stigmatisierung der Erkrankten als auch die Negierung jeglicher Therapieansätze soll der Vergangenheit angehören.
Dieses Vorhaben ist ihm eindrucksvoll gelungen. Der @bicyclist, so der Name des Schriftstellers auf Twitter, schreibt so authentisch und eindringlich, dass ich oftmals das Gefühl hatte, Teil seiner Therapie-Gruppe auf der Station T37 zu sein. Und nicht nur das:
Was ein intensives Lese-Erlebnis, @bicyclist. Dein Buch innerhalb von 4 Tagen verschlungen & nachts davon geträumt https://t.co/R4m70AiBiT
— Marc Höttemann 🏃🏻 👟 🥇 📱 🕹 📚👨🏼💼 🏖 🖋 (@Ostwestf4le) January 20, 2017
Ich wünsche Uwe Hauck, dass viele Menschen sein Buch aus dem Bastei-Lübbe Verlag lesen und von seinen Erfahrungen und Erlebnissen #ausderklapse erfahren.