Kürzlich hat uns Gastautor ElAldonal auf den Nürburgring mitgenommen. Dieses Mal geht es zu einem ganz besonderen Lauf: einem Wettkampf unter Tage.
Ja, ihr habt richtig gelesen: Laufen unter Tage!
Laufveranstaltungen gibt es mittlerweile wie Borussia-Fans – sie sind überall, top organisiert, von weitem zu sehen und zu hören. Es sollte diesmal aber etwas ganz anderes sein. Ich bin schon durch alle möglichen Städte gelaufen, durch Parks, Allen, Wälder; Brücken, Treppen und Berge hoch und runter, am Strand entlang und um Seen herum.
Was bleibt da noch? Na klar, nur noch ein Lauf unter Tage!
Ein Lauf unter der Erde
Der Triathlonverein Barchfeld e.V. organisiert einmal im Jahr einen Lauf durch das Erlebnisbergwerk Merkers. Hier wurde bis in die 1990er Jahre hinein Salz abgebaut, und mittlerweile dient die Anlage rein touristischen Zwecken.
Auch Konzerte werden hier veranstaltet, im März 2017 wird sogar Weltstar Anastacia hier gastieren. Und die Wildecker Herzbuben verdeutlichen die breite Auswahl an Künstlern die hier gastieren. Knaller Wortspiel, ne? 🙂
Das Feld der Teilnehmer ist auf 500 Starter limitiert. Es können dort 10 Kilometer, ein Halb- und sogar ein klassischer Marathon gelaufen werden. Klare Sache, dass ich mit meiner laufbekloppten Gang mit am Start stehen musste.
Wir haben uns für die Halbmarathon-Distanz entschieden. Naja, sagen wir, es war ein Ultra-Halbmarathon, weil sieben Runden mit jeweils knapp 3,3 km die eigentliche Kilometerzahl eines klassischen Halbmarathons überschritten haben.
Auf dem Weg unter Tage
Morgens um 8:30 Uhr ging es dann mit dem Fahrstuhl runter in 550 Meter Tiefe. Bei 8 Metern pro Sekunde merkte man rasch, wie die Ohren den zunehmenden Druck zu verarbeiten hatten. Mit Transportern wurden wir anschließend weiter die erstaunlich breiten und hohen Wege bis zum Start gebracht.
Der Boden sah durch das Salz und die regelmäßige Politur durch die Transporterreifen gerade zu glatt aus, was mich dazu bewegte, den Fahrer zu fragen ob der Untergrund denn auch glatt sei. Seine nüchterne wie witzige Antwort lautete kurz und knapp: “Nö, ist gestreut!”
Was das GPS in der Tiefe freilich nicht funktioniert hat, habe ich den Sensoren meiner Laufuhr vertraut. Diese zeigte am Ende deutlich weniger an. Nur 21 Kilometer hatte ich im Finish auf der Uhr, ausgewiesen wird der Lauf mit 22,75 Kilometer. However, Distanz und Zeit spielten eh keine Rolle, sondern das Event an sich. Und das hat es in sich!
Running down under
Wie sagt man? Running „down over“? Oder besser „under days“?
Ich hatte mir vorher schon überlegt, welches Outfit und welche Schuhe für diese Bedingungen am besten geeignet sein würden. Laut Homepage des Veranstalters herrschen unter Tage konstant 21 Grad, also sind kurze Hose und T-Shirt bestimmt ausreichend. Ich entschied mich dann für eine 3/4-Tight und mein Athletik Waldniel Achselshirt.
Die Schuhwahl war viel schwieriger. Der harte Boden und die vielen steilen Höhenwechsel brachten mich auf meine Puma Ignite Ultra. Eine sehr gute Wahl im Nachhinein. Die hohe Sprengung und die sehr weiche Dämpfung machten die Bedingungen im Stollen erträglich. Denn die Strecke ist wahnsinnig anspruchsvoll. 385 Höhenmeter (oder besser Tiefenmeter?!) standen an. Höhenmeter sind übrigens die zurückgelegten Steigungen, bergab zählt nicht. Daher sind auch nicht alle Läufe Bestenlisten-tauglich. Eine Strecke, die beispielsweise nur bergab führt, ist dementsprechend deutlich schneller als umgekehrt.
Hin und her, hoch und runter
Die Start-Zielgerade befindet sich in einer großen Halle von 22 Meter Breite, 14 Meter Höhe und 210 Meter Länge. Hier finden auch die übrigen Veranstaltungen und Konzerte statt, es gibt sogar eine Kletteranlage. Diese 210 Meter Strecke waren auch die einzigen Meter, auf denen man etwas entspannen konnte. Gleich dahinter ging es richtig steil bergauf, viele Richtungswechsel und bei Kilometer 2 die „Radfahrer“-Passage mit 15 Prozent Gefälle. Muskulär ging es da also richtig zur Sache.
Ich war aufgrund eines Infekts gehandicapt und es war gar nicht sicher, ob ich überhaupt antreten, geschweige denn finishen könnte. Umso glücklicher war ich, als doch alles perfekt lief (Wortspiel!). Eine 4:56er Pace sorgte für eine Zielzeit von 1:52 Stunden und damit für Platz 4 der Altersklasse und Rang 30 in der Gesamtwertung. Zum Vergleich: Der Gewinner der Marathon- Distanz war in unglaublichen 2:42 Stunden im Ziel. Sensationell!
Wenn ihr also mal etwas ganz Anderes und etwas Außergewöhnliches laufen wollt, kommt zum Erlebnisbergwerk Merkers. Es lohnt sich! Das Beste: in den kommenden Jahren soll die Teilnehmerzahl auf bis zu eintausend Läuferinnen und Läufer aufgestockt werden.
Ach ja und ein besonderer Tipp: Solltet ihr bereits einen Tag vorher anreisen und abends noch lecker essen gehen wollen, reserviert drei Wochen vorher einen Tisch. Das Dorf Bad Salzungen ist sehr hübsch, aber die Gastronomie an solchen Tagen von dem Ansturm völlig überfordert.
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