„Ich glaub, mich trifft der Schlag!“ Diesen Ausspruch kennen Eltern und Kinder gleichermaßen. Zum Beispiel, wenn die Erwachsenen das Zimmer ihrer Sprösslinge betreten und von der Unordnung regelrecht umgehauen werden.
Ich glaub, mich trifft der Schlag ist auch der Titel des Buches von Prof. Dr. Ulrich Dirnagl und Dr. Jochen Müller und trägt den Untertitel „Warum das Gehirn tut, was es tun soll, oder manchmal auch nicht.“
Wie funktioniert eigentlich das Gehirn?
Das Gehirn ist ein hochkomplexes Organ, dessen Funktionsweise schon umfangreich, aber alles andere als umfänglich erforscht worden ist. Das Autorenduo nähert sich dem Gehirn über einen eher ungewöhnlichen Weg. Indem sie neurologische Erkrankungen in den Mittelpunkt stellen, wird schnell klar, wieso der Verlauf von Nerven-Erkrankungen so unterschiedlich und so kompliziert ist.
Angefangen von “Klassikern” wie Kopfschmerzen, Migräne und Schlaganfall geht es über Epilepsie und Multiple Sklerose bis hin zu Parkinson sowie Demenz und Alzheimer. Je weiter der Leser den alles andere als simplen wissenschaftlichen Stoff versteht, umso leichter fällt es, sich in immer kompliziertere neurologische Aspekte hineinzudenken.
Und die beiden Wissenschaftler greifen der Leserschaft bei diesem Vorhaben perfekt unter die Arme. Professor Dirnagl und Doktor Müller verstehen es blendend, die hochkomplizierten Abläufe in der Schaltzelle unseres Körpers zu erklären. Der Mix aus unbedingt notwendigem Medizin-Vokabular und Verständlichkeit ist perfekt austariert.
Was macht eigentlich ein Science Slammer?
Als ich den Klappentext des Buches gelesen habe, musste ich innehalten. Dort wird Jochen Müller als Science Slammer vorgestellt. Was ist das? Poetry Slammer sind mir geläufig, aber was macht ein Science Slammer? Die Auflösung ist genauso simpel wie logisch.
Ein Science Slammer nimmt – Überraschung – an einem Science Slam teil. Dabei handelt es sich um “ein wissenschaftliches Kurzvortragsturnier, bei dem Wissenschaftler ihre Forschungsthemen innerhalb einer vorgegebenen Zeit vor Publikum präsentieren. Im Vordergrund steht die populärwissenschaftliche Vermittlung wissenschaftlicher Inhalte, die Bewertung erfolgt durch das Publikum. Bewertet wird neben dem wissenschaftlichen Inhalt auch die Verständlichkeit und der Unterhaltungswert des Vortrags.” (Quelle: Wikipedia).
Und das ist ein wesentliches Element von Ich glaub, mich trifft der Schlag. Den beiden Wissenschaftlern gelingt es, hochkomplexe medizinische und neurologische Sachverhalte in verständliche Sprache zu kleiden.
Nach der Lektüre wird kein Leser des Buches aus dem Droemer Verlag eine Gehirn-Operation vornehmen können. Das ist auch nicht das Ziel. Doch die Prozesse im und um das Gehirn, seine Schwachstellen und Defekte sind endlich anschaulich erklärt und verstanden worden. Dirnagl und Müller gelingt der Spagat zwischen medizinischer Detailverliebtheit und volksnaher Erzählung.
Die beiden stellen unter Beweis, dass Biologie, Chemie und Neurologie alles andere als trockene Materie sein muss. Und nehmen die Leserschaft auf eine spannende, lehrreiche und atemberaubende Reise durch das menschliche Gehirn. So lebendig und unterhaltsam wurde Medizin selten präsentiert!