Vergangene Woche haben wir ElAldonal auf dem Weg nach Niedersachsen begleitet. Jetzt geht es auf die Rennstrecke.
Am Sonntag Morgen sind wir um 6 aufgestanden. Bei einem Marathontag schlafe ich ohnehin nie besonders gut und ich nehme mir morgens extra viel Zeit, um mich fertig zu machen. Da unser Hotel kein Frühstück angeboten hat, haben wir uns auf die Suche nach Kaffee gemacht. Am Hauptbahnhof haben wir einen Starbucks-Verschnitt gefunden und ein Frischkäse-Bagel sowie eine große Tasse Kaffee sollten die Grundlage des Tages werden.
Ein ganz besonderer Tag
Dieser Tag sollte ein Besonderer werden. Der erste Sommertag des Jahres. Blauer Himmel, Sonne satt, morgens noch nicht zu warm und damit perfekte Bedingungen.
Die Taktik war klar, ich wollte mich an die 4er Ballons dranhängen und schauen, wie weit ich damit komme. Seit Venlo war ich nicht überzeugt, schon für die volle Distanz gewappnet zu sein. Carsten hingegen ist in der Form seines Lebens, er wollte den 3:45ern Ballons folgen. Durch die Mika Timing App konnten wir live getrackt werden und jeder, der wollte konnte uns in Echtzeit auf der Strecke verfolgen. Ein toller Service!
Viel Laufprominenz war vertreten, die Creme de la Creme stand in Hannover am Start. Warum? Die Strecke ist “flach wie ein Pfannkuchen” (Zitat Jan Fitschen) und damit immer für eine Bestzeit gut. Nach dem Start fand prima in den Rhythmus. Noch vor den 4er-Ballons, wobei sich das Feld immer erst ein wenig sortieren muss. Das dauert in der Regel so drei bis Kilometer. Der Ballon-Pacer musste kurz austreten und sich erleichtern, ein Läufer rief sofort “alle hinterher!“ Humor ist auch beim Laufen ein wichtiger Faktor!
Carsten auf den Fersen
Carsten war schon früh auf heißen Sohlen, ich machte mir ein wenig Sorgen, dass er es übertreibt. Stichwort Bestzeit in Gefahr! Er setzte sich, anders als besprochen, von den Ballons ab. Ich war auch deutlich flotter unterwegs als geplant, dachte mir aber, ich versuche einfach mal, Carsten nicht aus den Augen zu lassen und zumindest in Sichtweite zu bleiben.
Krasserweise wurde der Junge immer schneller. Ab Kilometer 10 brannte er 5er-Runden in den Asphalt, es war wirklich schwer, ihm zu folgen. Dennoch konnte ich bis Kilometer 30 sogar wieder ein paar Meter auf ihn gutmachen. Der Split zur Hälfte lag bei 1:52 Stunden, ich hatte auf meine Zielzeit bei gleicher Pace acht Minuten gut. Es wurde sogar noch besser, bis Kilometer 30 konnte ich zulegen und der 30er Split lag bei 2:38 Stunden und damit mega gut! Das waren nur zehn Minuten über meiner 30 Kilometer-Bestmarke.
An den Straßen wurde es langsam voller, viele Zuschauer nutzten das Event, um eine eigene Party zu feiern. Die Grills wurden aufgebaut (ich nahm, wann immer es ging, eine Nase voll Röstaromen mit) und ein Kostümverleih war prima aufgestellt. Die Läufer wurden von Stormtroopern und Lord Vader himself patrouilliert. Möge die Macht mit uns sein!
Es wird hart. Richtig hart!
Ab Kilometer 37 wurde es hart. Die Pace konnte ich nicht mehr voll gehen, wir bogen ab in den Universitätspark und ich sah die 3:45er-Ballons auf der Gegengeraden näherkommen. Die ersten Läufer stellten das Laufen auf gequältes Gehen um. Ich finde es wichtig, andere zu unterstützen, wo es nur geht. Niiicht aufhören, auch wenn es nur langsam ist, immer weiter laufen! Bei Kilometer 39 wurde ich dann eingeholt, ein paar Meter konnte ich dran bleiben, dann zogen die Ballons an mir vorbei.
An einem schönen Schloss vorbei ging es auf die letzten Meter, die Zielgerade zog sich unglaublich lang. Wer wissen will, wie weit 195 Meter sind, muss vorher 42 Kilometer laufen. Die Ziellinie war eine große Erlösung. Auch wenn am Schluss nur 22 Sekunden gefehlt haben, um die 3:45 Stunden zu knacken, ist es immer noch eine deutliche Steigerung um unglaubliche vier Minuten im Vergleich zu meiner Bestzeit im Vorjahr in Hamburg gewesen.
Hand aufs Herz: Ohne Carsten hätte ich niemals so lange Gas geben können. Wahnsinn, was er an diesem Tag rausgehauen hat. Wie wir uns gegenseitig gepusht haben, so soll es sein. Fettes Kompliment, Bro! Vor zwei Wochen noch wähnte ich mich in einer Formkrise. Jetzt die Antwort darauf: Bestzeit! Danke Hannover!
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