Das legendäre Atlantis ist vielen Menschen ein Begriff und hat seit Jahrhunderten für viele Geschichten, Phantasien und Spekulationen gesorgt. Aber wie ist es mit der Insel Kalifornien, Java la Grande, Norumbega und Wak-Wak?
In dem farbenprächtigen Buch Atlas der erfundenen Orte hat Edward Brooke-Hitching die größten Irrtümer und Lügen auf Landkarten aus der ganzen Welt zusammengetragen. Der Dokumentarfilmer stellt das weltbekannte Atlantis und das ruhmreiche El Dorado genauso vor wie weniger bekannte Eiländer wie die Dämoneninsel und Pepys Island oder auch das Westmeer und die Kong Berge.
Plötzlich auf der Landkarte
All diese Orte das Phänomen, dass sie vor hunderten von Jahren plötzlich auf Landkarten aufgetaucht und genauso schnell auch wieder verschwunden sind. Die Ursachen dieser Skurrilität sind vielfältig: Spiegelungen auf dem Meer, schlechte Sicht und auch der Wunsch nach Ruhm, eine bisher nicht entdeckte Insel oder Region ausfindig gemacht zu haben, haben die Menschen dazu getrieben, kartografische Kosmetik zu betreiben.
In Verbindung mit Aberglauben, Mythologie und kirchlichen Lehrmeinungen entstand ein komplexer Cocktail, der einen idealen Nährboden für erfundene Inseln, Gebirge und Meere bildete.
Brooke-Hitching stellt nicht nur die historischen Zusammenhänge jeder erdachten Lokation vor, sondern präsentiert auch das passende antike und historische Kartenmaterial. So entsteht ein Kompendium farbenprächtiger, detaillierter und liebevoller Karten, die das Google Maps heutiger Zeiten klar in den Schatten stellt.
Ein ganz besonderes Lese-Erlebnis
Ganz nebenbei lernt der Leser auch jede Menge über das Leben der damaligen Zeit. Damals, als viele Menschen glaubten, die Erde sei eine Scheibe und die Vermessung der Welt in weiter Ferne lag. Außerdem nimmt der Autor den Leser mit auf eine Entdeckungsreise zu alten Bücher.
Ein ganz besonderes Lese-Erlebnis sind in diesem Zusammenhang die Geschöpfe des Liber Chronicarum aus Nürnberg. Das bildgewaltige Buch stellt die christliche Weltgeschichte von der Schöpfung bis ins 15. Jahrhundert dar und enthält darüber hinaus ein Verzeichnis der verblüffendsten Ungeheuer der damaligen Welt.
Und wer glaubt, dass die erfundenen Orte nur ein Phänomen aus der älteren Vergangenheit ist, sieht sich getäuscht. Erst 2009 wurde das Rätsel um die Geisterinsel Bermeja im Golf von Mexiko als kartografische Attrappe entlarvt. Auch heute noch wird über unterschiedliche Inseln auf hoher See gemutmaßt, die sich bislang versteckt halten konnten.