Ein Erlebnis im Flugzeug von Europa in die USA war der Auslöser. Robert Pfaller wollte sich an Bord den preisgekrönten Film Amour (“Liebe) von Michael Haneke anschauen und erschrak vor einer Warnung auf dem Bildschirm. Der Film verwende “adult language”, die möglicherweise seine Gefühle verletze.
Diese Warnung erstaunte Pfaller. Schließlich handelt es sich bei dem Film weder um Pornographie noch um übermäßig sexuelle Inhalte. Irritiert von dieser augenscheinlichen Bevormundung setzt er sich anschließend mit dem aktuellen öffentlichen Diskurs auseinander. Einem Diskurs, der überwiegend auffällig auf Befindlichkeiten Rücksicht nimmt.
Anspruchsvolle Lektüre über ein schwieriges Thema
Mehr als 230 Seiten habe ich Robert Pfallers neues Buch Erwachsenensprache: Über ihr Verschwinden aus Politik und Kultur gelesen. Und bin unsicher, ob ich dem Autor und seinen Ausführungen zum einen jederzeit folgen konnte und zum anderen, was ich aus dem Buch mitnehmen kann.
Pfaller schreibt über das Verschwinden der Erwachsenensprache aus Politik und Kultur. Er ist der Meinung, dass das entscheidende politische Problem der westlichen Gesellschaften in der Zukunft die Frage sein wird, ob die Empörung über die verarmenden Bevölkerungsgruppen einen Ausdruck finden kann.
Verarmung? Ja, Verarmung. Und darin steckt bereits des Pudels Kern. Robert Pfaller sieht in der neoliberalen Politik die Ursache für die Verarmung ganzer Bevölkerungsschichten. Und damit ist auch seine politische Einordnung geklärt.
Der Gesellschaft den Spiegel vorhalten
Weiße Lügen und schwarze Wahrheiten, übertriebene politic correctness und Gender-Wahnsinn sind nur drei Felder, die der Professor für Kulturwissenschaften und Kulturtheorie bearbeitet und genüsslich seziert. Pfaller hält unserer Gesellschaft den Spiegel vor das Gesicht. Und selbstverständlich bekommen unser US-amerikanischer Nachbar und insbesondere dessen Staatsoberhaupt zahlreiche verbale Breitseiten verpasst.
Wer Erwachsenensprache: Über ihr Verschwinden aus Politik und Kultur liest, muss Freude an ausufernden Erläuterungen haben und Gedanken gern schweifen lassen. Pfaller schreibt überzeugend und gern verschachtelt – eine leichte Lektüre ist sein Werk definitiv nicht.