Das Smartphone ist innerhalb von zehn Jahren vom Luxus-Produkt (Launch des iPhones im Jahr 2007) zum ständigen Begleiter geworden. Die digitalen Geräte decken zahlreiche Bereiche des täglichen Lebens ab und sind für viele Menschen nicht mehr wegzudenken.
Andreas Bernard stellt in Komplizen des Erkennungsdienstes das Selbst in der digitalen Kultur in den Mittelpunkt. Dabei geht es um vier große Themen, die in unserer digitalen Welt zur Selbstverständlichkeit geworden sind.
Nach der historischen Entwicklung des eigenen (Nutzer-)Profils, das in der Vergangenheit nur im medizinischen und kriminellen Kontext verbreitet gewesen ist, widmet sich der Autor der selbstverordneten Ortung via Smartphone. Anschließend bekommt die Selbstvermessung des eigenen Körpers, auch als Quantified Self-Bewegung bekannt, ein eigenes Kapitel gewidmet.
Und zum Abschluss zeichnet Bernard anhand der 1987 gefürchteten und intensiv bekämpften Volkszählung auf, wie sich in weniger als 30 Jahren aus einer schieren Erfassungsangst von persönlichen Daten eine regelrechte Erfassungslust der Menschen entwickelt hat.
Vom Zwang zur Freiwilligkeit
Es geht in dem Buch aus dem S. Fischer Verlag um nicht weniger als die Transformation, die sich in den vergangenen nicht einmal zwei Jahrzehnten vollzogen hat: Erzwungene Verfahren der Erfassung haben sich in freiwillige Selbststilisierungen verwandelt.
Dabei geht es nicht nur um das ästhetische (?) Tätowieren, sondern auch um die freiwillige Erstellung von Profilen in den sozialen Medien, dem Teilen des eigenen Standortes via Smartphone und die Vermessung des eigenen Körpers. Andreas Bernard bemüht gern den Vergleich mit George Orwells Zukunftsroman 1984, dessen Ausführungen in der Gegenwart bereits überholt sind.
Komplizen des Erkennungsdienstes: Das Selbst in der digitalen Kultur verteufelt nicht die “brave new world”, sondern regt zur Reflexion des eigenen digitalen Verhaltens an. Insbesondere die Entwicklung der Bereiche Profile, (Selbst-)Ortung und die willkürliche Preisgabe von persönlichen Daten erscheinen im geschichtlichen Zeitablauf wie eine krasse 180 Grad-Wendung.