Nur noch drei Tage, dann findet mein erster Marathon statt.
Drei Tage, die ich unruhig verbringen werde. Zu oft schweifen die Gedanken an den großen Tag. Wie wird das Wetter sein? Bin ich fit? Habe ich genug trainiert? Welches Gel nehme ich mit? Wie viel Gel benötige ich? Wie stelle ich sicher, dass ich nicht zu schnell laufe? Und komme ich überhaupt an?
Das sind nur einige der zahlreichen Fragen, die mir den Kopf wuschig machen. Und dann sind da diese Zweifel. Kann ich überhaupt Marathon? Wie sieht es mit der mentalen Stärke aus? Wieso mache ich mir eigentlich so viele Gedanken? Ich weiß, was ich kann, ich habe mir realistische Ziele gesetzt und bin fit.
Weniger als vier Tage bis zu #DeinErsterMarathon in @Rotterdam 🏃🏻 👟 🎉 🥇 pic.twitter.com/7NzfKjla1n
— Marc Höttemann 🏃🏻 👟 🥇 📱 🕹 📚👨🏼💼 🏖 🖋 (@Ostwestf4le) April 4, 2018
Mein letzter langer Lauf vor meinem ersten Marathon am 8. April in Rotterdam fand 24 Tage vor dem großen Ereignis statt. Ich bin unsicher, ob das ausreicht. Ich habe fleißig trainiert und das Pensum der Trainingspläne sukzessive und sauber abgearbeitet. Insgesamt bin ich seit Sommer 2017 mehrfach mehr als dreißig Kilometer gelaufen.
Allgemeinin herrscht die Meinung vor, dass das ausreichend ist. Aber ist es das? Das werde ich erst am 8. April nachmittags wissen.
Dank der intensiven und für mich optimalen Vorbereitung von Laufsport Bunert in Neuss mit den abwechslungsreichen Trainingsplänen von Uwe habe ich mich sukzessive gesteigert und befinde mich nach dem Venloop und vor Rotterdam in der sogenannten Taperingphase, um auf den Punkt genau fit und leistungsstark zu sein.
Es bleiben Zweifel vor dem großen Tag
Doch es bleiben Zweifel. Am meisten beschäftigt mich die Frage, ob und wie ich das Marathonrenntempo über die komplette Distanz halten kann. Eine Pace zwischen 5:25 und 5:30 Minuten ist schon eine ganz andere Hausnummer als ein Dreißiger mit einer Pace jenseits der sechs Minuten.
Andererseits: es ist mein erster Marathon. Mir fehlen die Erfahrungswerte. Und es ist ein Wettkampf. Die Anspannung, das angenehme Kribbeln und die Zweifel sind etwas ganz anderes als ein langer Lauf im Training. Die Angstfreude, wie es Klaus Nofftz nennt, tut ihr übriges.
Doch dann habe ich am Mittwoch Abend dieses Video entdeckt. Ein Video, das auf emotionale Weise an den Rotterdam Marathon 2017 erinnert. Es war der Punkt, an dem bei mir aus Angst und Nervosität pure Freude wurde.
Eine Freude, die auch angehalten hat, als ich diese Zeilen später am Abend getippt habe. Aber seht selbst:
Welcome to the Jungle
Wenn ich in den vergangenen Wochen und Monaten mit der Familie und Freunden über meinen ersten Marathon gesprochen habe, habe ich gern das Bild einer Dschungel-Expedition verwendet. Ähnlich wie im Dschungel, in dem ich nicht weiß, was sich hinter der nächsten tropischen Pflanze verbirgt, weiß ich nicht, was ich ab Kilometer 35 erleben werde.
Kommt der vielzitierte Mann mit dem Hammer? Oder gelingt es mir, die Bekanntschaft erst gar nicht zu machen? Wie werde ich drauf sein? Es spielen unzählige mentale, physische und psychische Faktoren eine Rolle. Und am Ende kommt es ohnehin alles ganz anders als erwartet.
Genussfaktor statt Druck
Apropos erwartet und Erwartungen. Ich hatte mir bekanntlich drei Ziele für #DeinErsterMarathon gesteckt (siehe auch: Meine drei Ziele für #DeinErsterMarathon in Rotterdam 2018).
Inzwischen habe ich mich gedanklich darauf eingerichtet, dass Ziel Nummer 3 – eine Sub 3:50 – für das Debüt eher ungeeignet ist. Mich setzt dieser Gedanke zu stark unter Druck. Das wird kontraproduktiv. Deshalb eine Kehrtwende.
Ich setze ganz klar auf den Genussfaktor. Es ist mein erster Marathon. Und das erste Mal – egal, um was es geht – bleibt dir immer ganz besonders in Erinnerung. Deshalb möchte ich den Lauf genießen, die Atmosphäre aufsaugen und Spaß haben. Dafür habe ich trainiert und mich vorbereitet.
Ich hatte das Glück, dass ich während der gesamten Vorbereitungszeit von Verletzungen verschont geblieben bin und nur eine Woche im Februar Last mit einer Erkältung hatte. Das ist ein Geschenk und nicht selbstverständlich.
Professionelle Betreuung und Vorbereitung
Es ist einfach klasse, dass ich die Gelegenheit hatte, mich mit Laufsport Bunert zielgerichtet und fachlich fundiert auf dieses Projekt vorzubereiten.
Es war nicht immer einfach, es war zeitintensiv (von drei auf vier Einheiten pro Woche) und es war lang (von 40 auf 70 Wochenkilometer). Doch es hat sich gelohnt. Ich fühle mich gut gewappnet.
Natürlich habe ich nicht die riesigen Sprünge in der Entwicklung gemacht wie einige meiner 20 Laufkameraden bei #DeinErsterMarathon. Dafür bin ich bereits seit mehr als dreieinhalb Jahren als Läufer “in Eigenregie” unterwegs. Doch eine systematische Vorbereitung mit Trainingsplan hatte ich bislang nie, sondern bin einfach losgelaufen.
Überhaupt ist der Trainingsplan, den Uwe Seedorf für mich maßgeschneidert angefertigt hat, eine hervorragende Unterstützung gewesen, um mich Stück für Stück dem großen Ziel näherzubringen. Alle zwei Wochen habe ich die neuen Pläne bekommen und mich sukzessive gesteigert.
Laufen in vielerlei Varianten
Intervall-Training, Tempo-Training, Fahrtspiele, Bahn-Training und Co. waren abwechslungsreich ohne Ende und insbesondere das Bahn-Training im Rahmen der beiden Kurse mit der Ausdauerschule Bunert haben mich wiederum ein Stück vorangebracht.
Es ist krass, dass ich drei Jahre lang gelaufen bin, ohne dabei ein vernünftiges und planvolles Intervall-Training ausprobiert zu haben. Überhaupt war das Training so gut wie immer mehr Spaß als Qual. Ich habe die Einheiten gern absolviert und hatte nur ganz, ganz selten mal keinen Bock aufs Laufen.
Zudem war ich in der glücklichen Lage, das fiese Erkältungen oder orthopädische Probleme komplett an mir vorbeigezogen sind. Nur eine Woche im Februar hat mich ein kleiner Infekt kurz gestoppt, bevor es direkt wieder auf den langen Lauf entlang Garzweiler ging. Glück gehabt! Einige meiner Mitstreiter von #DeinErsterMarathon ist es leider nicht so gut ergangen.
Kurzum:
Mein erster Marathon ist das Sahnehäubchen auf eine bald neunmonatige Vorbereitungszeit und das möchte ich mit einem fabelhaften Lauf über 42,195 Kilometer krönen.
Dabei ist es mir beim Debüt (fast) egal, mit welcher Zeit ich ins Ziel komme. Der Genuss steht im Vordergrund, gepaart mit einer kleinen Prise Ehrgeiz!
Der größte Marathon der Niederlande
Auf der Zielgerade meines Trainings habe ich gestern noch etwas von den Seidenraupen Krefeld gelernt. Der Rotterdam-Marathon ist nicht nur der größte Marathon unserer westlichen Nachbarn, sondern dazu auch ein verdammt schneller.
Und einen Vorgeschmack auf die Strecke habe ich auch schon bekommen:
Mehr zum Thema Laufen in meiner Artikel-Serie “Projekt Laufen”
Alle bisherigen und künftigen Beiträge zum Thema Laufen findet ihr unter #ProjektLaufen2014, #ProjektLaufen2015 #ProjektLaufen2016, #ProjektLaufen2017 und #ProjektLaufen2018.
5. April 2018 um 13:41
Hallo Marc,
die Gefühle kenne ich nur zu gut und kann nachvollziehen, worum die Gedanken gerade kreisen. Aber Du bist offensichtlich perfekt vorbereitet, so dass einem anständigen Debüt nichts im Wege stehen sollte.
Ich wünsche Dir auf jeden Fall einen tollen Lauf und dass vielleicht doch das eine oder andere Geheim-Ziel in Erfüllung geht.
Hab Spaß und geniesse den Lauf! Bin schon auf Deinen Bericht gespannt.
Viele Grüße, René
5. April 2018 um 14:08
Vielen Dank, René!
Ich werde berichten, wie es mir ergangen (oder besser: erlaufen) ist 🙂
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8. April 2018 um 15:07
Heute Morgen um 10:14 ging es los. Ich hoffe du hast den Maraton geschafft und bis mehr oder minder zufrieden. Aber… Hauptsache überstanden, denn das kann noch lange nicht jeder. Alles Gute und wir sind auf deinen Bericht gespannt!
9. April 2018 um 15:33
Ja, ich habe es geschafft und bin jetzt Marathoni!
Hier habe ich ein paar Worte dazu verloren:
https://m.facebook.com/story.php?story_fbid=10216…
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