Der berufliche Weg war von einer Geradlinigkeit geprägt, die ihresgleichen sucht. Abitur, Ausbildung bei einem hiesigen Kreditinstitut, der erste Wechsel zu einer Zentralbank und anschließend die Spezialisierung auf ein Fachgebiet, auf dem er sich auskennt und sich permanent weiterentwickelt hat und aufgestiegen ist.
Auch das Privatleben lief wie am Schnürchen. Heirat, die Geburt des ersten Kindes und der Hausbau, bevor das zweite Kind folgte. Eine erfüllte Partnerschaft, die außerdem Zeit und Raum für die berufliche Fortbildung ließ und an dessen Ende nach dem Bachelor auch der Master im nebenberuflichen Studium an der Berufsakademie folgte.
Alles spitze, denkt der Außenstehende und sieht nicht, dass die Zufriedenheit im Beruf nicht mit der Entwicklung Schritt gehalten hat. Der Kaufmann stellt sich Fragen: ist das alles? Was mache ich beruflich eigentlich? Erfüllt mich mein Beruf, ist es meine Berufung? Oder nur ein Broterwerb, um die Familie zu ernähren, das Haus abzubezahlen und den Urlaub am Meer zu finanzieren? Würde ich nicht lieber etwas anderes tun, etwas, das mich zufrieden und glücklich macht?
Am beruflichen Scheideweg
Solche Fragen stellen sich viele Frauen und Männer jeden Tag aufs Neue. Unabhängig von der Branche und Position. Egal ob es der Geschäftsführer einer Tochtergesellschaft ist, der in den Vorstand der Zentrale strebt. Oder der Key Account Manager, der seine Ideen nur in homöopathischen Dosen an seinen Vorgesetzten weitergeben kann. Genauso wie der Risiko-Manager, dem die Enge seines Einflussbereiches mürbe macht.
In ihrem neuen Buch Was wirklich zählt! – Mit Überzeugung führen kümmert sich Gudrun Happich um diese Spezies der Top-Führungskräfte und Spezialisten und zeigt genauso informativ und lehrreich wie spannend und kurzweilig Wege und Inspirationen zur beruflichen (Neu-) Orientierung.
Was passiert, wenn nichts passiert?
Eine wichtige Lektion ist mir nachhaltig im Gedächtnis haften geblieben. Es ist wichtig, immer einen Plan B in der Tasche zu haben.
Das gilt nicht nur für die berufliche Neuorientierung, sondern auch für viele Aspekte im Privaten. Oder um es mit Happichs Worten zu sagen – oder besser zu fragen: “Was passiert, wenn nichts passiert?”
Gibt es einen Alternativ-Plan, wenn das ursprüngliche Vorhaben nicht in die Tat umgesetzt werden kann? Wie geht es dann weiter? Dieser Sachverhalt wird gern und oft in aller Euphorie vergessen und nicht berücksichtigt.
Ein Arbeitsbuch mit vielen Inspirationen
Was wirklich zählt! ist keine lockere Management-Lektüre, sondern vielmehr ein Lese- und Arbeitsbuch. Neben viel Wissen vermittelt die Autorin auch jede Menge Praxisbezug. Und das passiert in – man verzeihe mir den Ausdruck – unterhaltsamer Form. Rund um die Schritte zur beruflichen Veränderung erfährt der Leser spannende Einblicke in die Coaching-Arbeit der Expertin.
Komplexe und aus dem beruflichen Leben gegriffene Fälle aus der Praxis garnieren den theoretischen Stoff und machen das Gelernte plakativ und greifbar. Das gilt besonders für ein Quartett an Klienten, die Gudrun Happich begleitet hat. Ihre berufliche Vita ist genauso vielfältig wie die Positionen, die die Vier innehaben. Ebenso vielfältig sind die Lösungsansätze, die von Happich gemeinsam mit der Dame und den drei Herren entwickelt werden. Denn es gibt sie nicht, die eine perfekte Lösung. Je nach Aufgabenstellung und Position führen viele Wege zum Ziel.
Happich nimmt ihre Leser mit auf diese Reise. Und gibt ihnen zahlreiche Tools, Ideen, Arbeitshilfen und Inspirationen mit auf den Weg, um die lange Reise erfolgreich zu bestreiten. Und am Ende des Weges steht die Erkenntnis, dass vieles im Leben möglich ist. Man muss es nur wollen und den Mut aufbringen, den ersten Schritt zu tun.
Ebenfalls lesenswert
Genauso lesenswert wie “Was wirklich zählt!” ist das erste Buch von Gudrun Happich aus dem Jahr 2011, das ich ebenfalls gelesen und rezensiert habe: Ärmel hoch!