Jeden Tag passiert unfassbar viel Leid um uns herum. Von kleinen Missgeschicken, die oft nicht der Rede wert sind, über krasse Einschnitte des Lebens, die den Alltag gehörig durcheinander bringen. Bis hin zu hammerharten Schicksalsschlägen wie der Tod eines geliebten Menschen, die das Leben komplett verändern.
Je nachdem, wie es um die psychische Robustheit, heute auch als Buzzword Resilienz bekannt und gehypt, bestellt ist, können diese Ereignisse den Menschen gehörig aus der Bahn werfen. Und die innere Stärke nachhaltig und auf Dauer stark schwächen.
Wie gelingt es diesen Menschen, aus dem Teufelskreis der Traurigkeit und Depression herauszukommen? Wie schaffen es diese Menschen, neuen Lebensmut und neue Lebensfreude zu gewinnen?
Mit diesen Fragen hat sich Thomas Hohensee beschäftigt und mit Stärker als das größte Leid einen Ratgeber und Impulsgeber geschrieben. Der Coach für Persönlichkeitsentwicklung verspricht mit der Lektüre “in drei Schritten unerschütterlich durchs Leben” gehen zu können.
Und während andere Autoren solche Vorhaben gleich in Bücher mit hunderten von Seiten zwängen, versucht es der Berliner auf schlanken 160 Seiten.
In drei Schritten unerschütterlich durchs Leben
Sein Konzept, um zu neuer Lebensfreude und neuem Lebensmut zu gelangen, basiert auf seinen Erkenntnissen aus der Traumaforschung,. Dazu kommen Erfahrungen aus der Kognitiven Verhaltenstherapie sowie den jahrtausendealten Weisheiten der Taoisten, der Stoiker und des Buddha.
Insbesondere der letzte Part hat mich ein wenig skeptisch gemacht. Esoterische Lehren wie Buddha und Tao standen bislang nicht auf meiner Hitliste der Lebenskonzepte. Ich musste mich eines Besseren belehren lassen. Thomas Hohensee gelingt es vortrefflich, die Theorie der Konzepte mit der Praxiserfahrung aus seinem beruflichen Alltag zu verbinden.
Die Kombination dieser Lehren und der Abgleich mit der Lebenswirklichkeit mündet in den eingangs zitierten drei Schritten, die zur Unerschütterlichkeit führen. Als erstes gilt es, das Leiden anzunehmen, um es in innere Stärke zu verwandeln. Dann geht es darum, dem Leiden einen Sinn zu geben, um es zu nutzen. Die Königsdisziplin im letzten Schritt ist das Improvisieren, um das Leiden final zu überwinden
Leicht gelesen, leicht getan?
Was sich als einfaches Vorhaben liest, ist alles andere als simpel. Das weiß jeder, der sich schon einmal in einer schier ausweglosen Lage befunden hat. Die drei Schritte zur Unerschütterlichkeit helfen, das Geschehene sukzessive aufzuarbeiten und die Kraft des Leidens in eine neue Stärke zu verwandeln.
Es versteht sich von selbst, dass dieser Weg kein leichter ist und voller Hindernisse steckt. Er ist aber möglich, wenn ich mich darauf einlasse. Ich muss es nur tun.
Einprägsam, überzeugend und verständlich
Mich hat an Stärker als das größte Leid besonders beeindruckt, wie überzeugend, einprägsam und verständlich Thomas Hohensee sein Konzept zur innerlichen Stärke erläutert und mit Verhaltenstipps garniert. Er verzichtet auf komplizierte wissenschaftliche Modelle und Fremdwörter, sondern spricht die Sprache des Lesers.
Nach der Lektüre von 160 Seiten ist – je nach psychischer Konstitution und Situation des Lesers – die innere Stärke schon spürbar, fast schon greifbar. Dann geht es an die Umsetzung der Impulse und Tipps – und das kann jeder von uns nur allein bewältigen. Mit dem Rüstzeug aus dem Buch sind wir gewappnet für diese Herausforderung, um mit neu erwachter Stärke durchs Leben zu gehen.
Wir fühlen uns so, wie wir denken
Zwei Sätze sind mir bei der Lektüre besonders im Gedächtnis haften geblieben:
- Wir fühlen uns so, wie wir denken.
- Ändern Sie Ihre Überzeugungen, und Ihre Welt verwandelt sich, innen, aber auch außen!
Diese beiden Sätze können – unabhängig von innerer Stärke – zu einem Kompass fürs Leben werden. Und dabei helfen, das Verhalten der Menschen besser verstehen und einordnen zu können.