Oliver Polak fasst niemanden mit Samthandschuhen an (außer vielleicht seine Schweizer Freundin 😉 ). Am wenigsten sich selbst. Reflektiert und manchmal (an sich selbst) zweifelnd geht er durchs Leben. Durch ein Leben, das von Beginn an von erlebtem Antisemitismus geprägt war und auch heute noch ist.
Als Kind, wenn er mit der Anfeindung “Ihh, du hast Juden Aids.” klarkommen musste. Später als Jugendlicher, als seine Religion das Ziel der pubertären Angriffe gewesen ist. Und heute als Erwachsener. In Talkshows. Ja, in Talkshows.
Davon – und von noch viel mehr handelt Gegen Judenhass. Und das kleine, dünne Buch entspricht dem Zeitgeist. Kurze, kleine Häppchen in leichter Sprache und damit perfekt verständlich – für Jugendliche und Erwachsene. Die einfache Sprache mag den einen oder anderen stören.
Doch einfache Sprache hilft, komplexe Sachverhalte besser zu verstehen. Denn auch das ist ein Merkmal des Alltagsrassismus: er kennt keine Altersbeschränkung und -begrenzung. Der Rassismus ist allgegenwärtig und zeigt sich in unterschiedlichen Facetten.
Reflektiere Dich und Dein Verhalten
Und nicht nur Oliver Polak reflektiert. Er fordert den Leser ebenfalls zur Reflexion auf. Mit einem Fragenhagel, der auf den Lesenden wie ein Dauerfeuer einprasselt. Und dabei Fragen stellt, die sich so simpel anhören, aber ebenso komplex in ihrer Beantwortung sind.
Beispiele gefällig? Nichts leichter als das:
“Wem kann man am ehesten vertrauen? a.) Juden b.) ISIS c.) Katzen?”
“Magst du Juden?” – “Interessant. Warum?”
Pflichtlektüre an den Schulen
Vielleicht trage ich abschließend etwas dick auf. Aber für mich zählt das Buch aus dem Suhrkamp Verlag zur Pflichtlektüre an der weiterführenden Schule. Egal ob an der Hauptschule, an der Realschule, Gesamtschule oder Gymnasium: das dritte Buch von Oliver Polak sollte ein Pflichttermin für unsere Jugend sein.
Das kleine Büchlein hebt sich wohltuend von den immer gleichen Diskussionen von immer gleichen Teilnehmern an immer gleich ablaufenden Talkshows ab. Hier wird nicht um den heißen Brei herum geredet, sondern Tacheles gesprochen. Und es gibt nicht nur Fragen über Fragen, sondern auch Antworten.
Insbesondere Antworten auf die Frage: Was kann ICH gegen Judenhass tun?
Was kann ICH gegen Judenhass tun?
Gegen Judenhass ist sein eindringlicher Appell an die Menschen. Ein Aufruf zur Vernunft, ein Appell an die Nächstenliebe. Polaks Vorschläge sind genauso einleuchtend wie banal: Menschlich sein. Nicht wegsehen. Nicht weghören. Herz und Verstand haben. Zusammenhalten.
Es kann so einfach sein. Klingt simpel? Das ist es auch.