Peter Prange ist zurück und stellt ein Jahr nach seinem großen Deutschland-Roman und Bestseller Unsere wunderbaren Jahre mit Eine Familie in Deutschland – Zeit zu hoffen, Zeit zu leben die Zeit des Nationalsozialismus in den Mittelpunkt seines neuen Buches.
Auf beinahe 700 Seiten verfolgt der Leser das fiktive Schicksal der Familie Ising. Die Isings leben seit Jahrzehnten im Wolfsburger Land und erlangen erst in den 1930er Jahren deutschlandweit Bekanntheit. Auf Hitlers Befehl soll eine gigantische Automobilfabrik entstehen, um den „Volkswagen“ zu bauen.
Der Volkswagen als Ursprung des Aufschwungs
Die vier Ising-Kinder könnten unterschiedlicher nicht sein. Charlotte Ising, Medizinerin, Georg Ising, der Frauenheld, Edda Ising, Studentin, und Horst, Soldat. In den damaligen Zeiten standen alle vier vor der Entscheidung: Stelle ich mich in den Dienst des Bösen oder widerstehe ich dem Faschismus?
Und dann sind da auch noch das Nesthäkchen Willy und Charlottes große Liebe Benny, ein Jude, der im Laufe der Zeit aufgrund seiner Religion in das Fadenkreuz der Nazis gelangt.
Peter Prange versteht es wie kein anderer, deutsche Geschichten zu erzählen und dies in deutsche Geschichte zu kleiden. Ein Sozial- und Geschichtsunterricht in Roman-Form, möchte ich beinahe sagen. Und das ist in seinem neuesten Werk nicht anders. Der Schriftsteller versteht es gekonnt, die schleichende Nazifizierung der Deutschen darzustellen.
So stark die Recherche der historischen Begebenheiten rund um Hitler, Volkswagen und die Nationalsozialisten auch ist, so schwach sind einige Charaktere gezeichnet. Im Gesamtkontext fällt das nicht groß ins Gewicht. Wer allerdings weitere Bücher von Prange gelesen hat, weiß, dass es der Schriftsteller besser kann.
Ein Sittengemälde der NS-Zeit
Die vier Protagonisten stehen sinnbildlich für die damalige Zeit. Auch wenn die Faschisten – und die duldenden Deutschen – in der Mehrzahl gewesen sind. Es wird deutlich, in welchem Zwiespalt die Bevölkerung nach der Machtergreifung Hitlers gewesen ist. Jeder für sich musste die Entscheidung treffen: mache ich mit oder stelle ich mich gegen das Regime?
Übrigens: Eine Familie in Deutschland – Zeit zu hoffen, Zeit zu leben ist der Auftakt des Zweiteilers “Eine Familie in Deutschland”, dessen zweiter Teil im Herbst 2019 in die Buchläden kommt und die spannende Fortsetzung eines Gesellschaftsbildes jener Zeiten ist. Nicht nur deshalb lautet mein Prädikat: sehr empfehlenswert, extrem lesenswert.