12. März 1924.
Heute vor 95 Jahren ist meine Omi in Klein Mangersdorf in Oberschlesien auf die Welt gekommen.
Am heutigen Dienstag hätte ich frei und würde den Tag in der alten Heimat verbringen. Meine Omi würde ihren 95. Geburtstag im Kreis ihrer Söhne, mit ihrer Schwiegertochter, den Enkeln und den Urenkeln feiern. Es wäre ein schöner Geburtstag im frühlingshaften März.
Der Konjunktiv dominiert
Doch in meiner Sprache dominiert der Konjunktiv. Hätte. Wäre. Würde. Denn Omi ist tot. Viel zu früh gestorben. Ende Oktober 2009. Und noch immer kommen mir die Ereignisse im Herbst 2009 vor, als sei es gerade gestern gewesen. Die Gedanken und Gefühle sind präsent.
Und das ist gut so. Nicht umsonst heißt es in einem Sprichwort: Die Erinnerung ist ein Paradies, aus dem ich nicht vertrieben werden kann. Und so lebt meine Großmutter weiter. In meiner Erinnerung.
An Tagen wie diesen wünsche ich mir nicht Unendlichkeit. An Tagen wie diesen wird mir die eigene Endlichkeit meines Lebens bewusst. Nichts ist für die Ewigkeit. Alles ist endlich. Auch mein Leben.
Und das Gute ist: ich weiß nicht, wie lange ich leben werde. Ich weiß nicht, wann ich Lebe wohl sagen muss. Vielleicht freue ich mich auch, wenn es soweit ist und ich endlich Lebe wohl sagen darf.
Hattest Du ein gutes Leben?
Als ich das sehr empfehlenswerte Buch So sterben wir: Unser Ende und was wir darüber wissen sollten während meiner langen Läufe gehört habe, sind mir viele Dinge klarer und bewusster geworden.
Eine wichtige Erkenntnis war für mich: es ist nicht wichtig, wie ich sterbe. Ob es ein sanfter Tod oder ein Todeskampf ist. Viel wichtiger ist, wie ich gelebt habe. Ob mein Leben schön und voller angenehmer Erinnerungen gewesen ist. Ob ich gern gelebt und geliebt habe. Und ob ich zufrieden gewesen bin.
Darum geht es.
Alles Gute zum 95. Geburtstag, Omi.
Du fehlst.