Wie bitte? Muss ich mich als kerngesunder 45-jähriger mit dem eigenen Tod beschäftigen? Ist das richtig oder hat das etwas mit Panik machen zu tun? Ich bin der Meinung, dass die erste Aussage korrekt ist. Es ist nie zu früh, “ein bestelltes Feld” zu hinterlassen.
Denn das gibt nicht nur mir ein gutes Gefühl, meine Lieben vorzubereiten. Es hilft auch, sich mit dem Unausweichlichen, das uns allen eines Tages bevorsteht, in gesunden Zeiten zu beschäftigen.
Der Tod hat kein gutes Image
Und nicht nur deshalb lohnt es sich, das Buch Übers Sterben reden: Wie Kommunikation in schwierigen Situationen gelingt von Sven Gottschling und Katja Welsch zu lesen. Wieso? Das ist mir nach der Lektüre gleich an mehreren Stellen bewusst geworden.
Leider (oder zum Glück, mag der eine oder andere denken) hat der Tod in unserer Gesellschaft kein gutes Image. Tod bedeutet für viele Menschen Leid und Trauer, für einige vielleicht auch Erlösung. Aber nur wenige beschäftigen sich gern mit dem eigenen Tod oder dem bevorstehenden Lebensende eines liebgewonnenen Menschen. Das war früher anders. Damals wurde der Angehörige daheim bis zum letzten Atemzug gepflegt und das hatte viel Gutes für sich.
Aber egal ob damals oder heute: Der Tod ist das finale Kapitel des Lebens und gehört wohl oder übel dazu.
Kommunikation und Fallbeispiele
Einen großen Raum nimmt neben dem (Ein-)Ordnen des Nachlasses mit Testament, Patientenverfügung, Vollmachten und Bestattungsformalien auch das Thema Kommunikation ein. Wie kommuniziere ich als dem Tode Geweihter mit meinen Angehörigen? Wie bereite ich mich auf Arztgespräche vor?
Darüber hinaus vollzieht Professor Doktor Gottschling auch einen Perspektivwechsel. Was ist für die Angehörigen eines Todkranken bei der Kommunikation wichtig? Auf was muss ich achten, worauf kommt es an? Was sind Do´s und was sind Don´ts?
Angereichert werden die medizinischen Ausführungen des Professors mit zahlreichen Fallbeispielen aus dem Palliativ-Alltag und sorgen damit für weitere Authentizität.
Wo ist die Download-Funktion?
Das Buch von Katja Welsch und Sven Gottschling ist von der ersten bis zur letzten Seite aufschlussreich, lehrreich und wissenswert. Und nicht nur das. Übers Sterben reden lädt darüber hinaus zur Reflektion ein. Und am Ende habe ich ein gutes Gefühl.
Ich habe mit der Vorbereitung begonnen, meine Papiere zu ordnen, meine Patientenverfügung in Angriff genommen und bin dabei, einen Ordner mit den wichtigsten Dokumenten anzulegen. Damit ich meinen Liebsten im Falle eines Falles viel Sucherei und auch viel Arbeit abnehmen kann. Das fühlt sich gut an.
Weniger gut fühlt sich die fehlende Download-Funktion an. Leider gibt es keine Webseite des Autors, in der die aufschlussreichen und hilfreichen Formulare und Checklisten heruntergeladen werden können. Über eine solche Möglichkeit würde sicher nicht nur ich mich freuen.