Burnout – es gibt wenige Begriffe aus dem beruflichen und privaten Leben, die in den vergangenen Jahren eine solche Entwicklung genommen haben wie das sich ausgebrannt fühlen.
Meist bezieht sich dieses Phänomen (oder diese Diagnose) auf den beruflichen Bereich, seltener auf den privaten Bereich. Und noch seltener wird diese Diagnose im Rahmen einer partnerschaftlichen Beziehung gewählt. Und das verwundert. Denn nicht selten erleben Paare in ihrer Beziehung das Burnout-Phänomen.
Daniela Bernhardt hat sich in ihrem Buch Raus aus dem Beziehungs-Burnout mit dieser Situation beschäftigt. Und schon der Untertitel Erst ich, dann du, dann die Liebe ─ endlich wieder glücklich sein zeigt auf, welchen Weg aus der Krise die Paartherapeutin präferiert.
Vom Ich zum Wir zur Liebe
Bernhardt vertritt den Standpunkt “Erst das Ich, dann das Wir und dann die Liebe”. Was auf den ersten Blick ein wenig verwirrend erscheint, ist doch so nachvollziehbar. Denn erst wenn ich mit mir im Reinen bin, kann ich mich meiner Beziehung zu einem Menschen widmen. Und erst wenn dies geklärt ist, kann Liebe dauerhaft entstehen und auch bestehen.
Zu Beginn einer Partnerschaft flattern die Schmetterlinge wild im Bauch, doch über kurz oder lang hält der Alltag Einzug und die Partnerschaft wird auf den Prüfstand gestellt. Verlieben ist ungleich Lieben – diese Lektion zählt zu den wichtigsten Erkenntnissen, die Paare lernen (müssen), um nicht in die Beziehungsfalle zu tappen.
Keine Patentrezepte
Wer sich mit dem Kauf des Buches auf haufenweise Patentrezepte zu einer glücklichen Partnerschaft gefreut hat, wird enttäuscht sein. Diese Rezepte liefert die Kommunikationstrainerin nicht. Weil es sie nicht gibt. Es gibt keine allgemeingültige Liste mit Tipps und Tricks, denn jede Liebe ist anders – weil jeder Mensch und damit auch jede Paar-Beziehung individuell ist.
Anstelle von Patentrezepten finden sich in den Buch aus dem Ariston-Verlag zahlreiche Selbst- und Paar-Tests zum Reflektieren des eigenen und des Paar-Verhaltens. Es handelt sich bei Raus aus dem Beziehungs-Burnout mehr um ein Arbeits- als um ein Lösungsbuch. Es geht darum, maßgeschneiderte Lösungen zu finden, die für mich und meinen Partner passen.
Glaubenssätze und Weisheiten
Natürlich dürfen auch Glaubenssätze und Weisheiten nicht fehlen – und das meine ich ganz vorurteilsfrei. Mir helfen Sätze, die Sachverhalte und Verhaltensweisen auf den Punkt bringen, prima, um mich und mein Verhalten auf den Prüfstand zu stellen.
Beispiele gefällig? Gern!
Perfektion ist selten der schnellste Weg zum Ziel.
Einfachheit ist die ultimative Form der Perfektion.
Tausche den inneren Perfektionisten gegen Lebensfreude.
Das einzige, was sie voll und ganz kontrollieren können, sind ihre Gedanken. (und nicht den Partner!)
Schick´ deinen inneren Kritiker in Rente.
Du bist der Chef in deinem Kopf und du bestimmst selbst, was du denkst – niemand sonst.
Glaube nicht alles, was du denkst.
Mein Partner trägt nicht die Verantwortung für meine Emotionen.
Kommunikation ist das A und O
Zahlreiche Tipps und Hinweise in Sachen Kommunikation finden sich in dem Zusammenspiel zwischen “mir und dir”. Bezogen auf die Gefühls-Kommunikation rät Daniela Bernhardt: “If you name it, you can tame it” sowie das Formulieren von Wünschen statt von Vorwürfen.
Und auch eins wird deutlich: Nicht das Reden ist die größte Schwierigkeit in Beziehungen, sondern das Zuhören. Auch an anderer Stelle heißt es “Vorsicht an der Bahnsteigkante”: Warum-Fragen beinhalten oft einen versteckten Vorwurf. Besser damit Diät halten!
Ähnliches gilt, wenn dicke Luft herrscht. Streitgespräche sind oft Stellvertreter- Kriege, es geht um den Wunsch nach Wertschätzung, Aufmerksamkeit und Zuneigung und nicht um verpasste Termine oder die nicht ausgeräumte Spülmaschine.
Mein Fazit: Raus aus dem Beziehungs-Burnout ist nicht nur für Paare wichtig und lesenswert, deren Beziehung auf der Kippe steht und schnellstens gekittet werden soll. Auch Paare, die glücklich in ihrer Zweisamkeit sind, und Singles, die auf der Partnersuche sind, finden viele Anregungen und wertvolle Hinweise. Und auch hier gilt wie so oft: Kommunikation ist alles!
30. Mai 2020 um 18:30
Das sind großartige Ansätze und ein toller Artikel, der einem einiges nochmal neu klargemacht. Hat mir sehr viel weitergeholfen. Vielen Dank dafür!