Das Corona-Virus hält die Welt seit Februar 2020 in Atem. Zahlreiche Länder haben sich nach und nach dem Lockdown verschrieben und das öffentliche und private Leben beinahe zum Stillstand gebracht. Auch am Profifußball ging #covid19 natürlich nicht spurlos vorbei.
Der 25. Spieltag wurde in der zweiten März-Woche mit Ach und Krach durchgeprügelt und danach war auch hier der politische Druck zu groß: die Saison 2019/2020 wurde auf unbestimmte Zeit unterbrochen. Zehn Wochen lang dauerte diese Zwangspause, ehe die Deutsche Fußball Liga als erste der großen europäischen Ligen die große Bühne wieder betreten hat, um die Spielzeit bis Ende Juni anständig zu Ende zu bringen.
Nicht nur die Fußballer sind während der Covid19-Pandemie von Depressionen, Stimmungsschwankungen und anderen psychischen Krankheiten betroffen. Jeden von uns kann es treffen. Die häusliche Quarantäne wirkt sich massiv auf die emotionale Befinden aus und die Bundesliga hat zumindest für ein wenig Ablenkung gesorgt.
Eine Corona-Chronik des deutschen Fußballs
Zum heutigen Zeitpunkt weiß niemand, ob sich der hoffnungsvolle Auftakt – unter anderem mit dem Revierderby als Geisterspiel im Westfalenstadion, das der BVB eindrucksvoll mit 4:0 gegen die Königsblauen gewonnen hat – die übrigen acht Spieltage fortsetzen wird. Doch ein Anfang ist gemacht.
In dem Buch Wir stellen fest, was wirklich zählt – Wie Corona unseren Fußball verändert beschäftigt sich Lars Vollmering mit einer chronologischen Aufarbeitung der Corona-Krise, die den Fußball auf zahlreichen Feldern verändert hat und auch in Zukunft beeinflussen wird.
Angefangen von den ersten zarten Hinweisen auf das Virus aus Wuhan über im Rückblick groteske Partien wie das Spiel am 7. März 2020, als die Borussia vom Niederrhein im Topspiel gegen die westfälische Borussia nur 50 Kilometer von Heinsberger Virus Hotspot ein Match vor knapp 50.000 Zuschauern ausgetragen hat.
Erst nach und nach reift bei den Verantwortlichen die Erkenntnis, dass an einen regulären Spielbetrieb nicht zu denken ist. Und diese Entwicklung rekapituliert Vollmering in dem Buch aus dem Verlag Die Werkstatt. Es versteht sich von selbst, dass diese Chronik noch lange nicht vollständig ist.
Noch lange nicht zu Ende
Auch nach dem Redaktionsschluss des Buches Anfang Mai 2020 tobt die Pandemie rund um die Welt. Und deshalb versteht es sich von selbst, dass zum geplanten Veröffentlichungstermin Anfang Juni der dokumentierte Ablauf der Corona-Krise im Fußball nur eine Momentaufnahme ist.
Unabhängig davon zeigt Wir stellen fest, was wirklich zählt – Wie Corona unseren Fußball verändert eines besonders eindrucksvoll: die Entwicklung der Krise, die von den handelnden Personen (egal ob Sportler, Funktionär oder Politiker) erst als Kleinigkeit abgetan wurde und dann doch von Tag zu Tag immer deutlicher ins Bewusstsein gerückt ist und laut Bewertung einiger führenden Beobachter in die größte Krise seit dem zweiten Weltkrieg gemündet ist. Die wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen der Pandemie sind in Gänze noch nicht bekannt. Dass es zu einer Rezession ungeahnten Ausmaßes kommen wird, ist allerdings längst unbestritten.
Ein Makel an dem Buch ist bei mir haften geblieben. Wer neue Informationen über den deutschen Liga-Fußball aus der Anfangszeit der Pandemie und Covid19 erwartet, wird von dem Buch enttäuscht sein. Lars Vollmering bedient sich ausschließlich aus öffentlich zugänglichen Quellen und fasst diese chronologisch zusammen.
Was steckt hinter dem Titel des Buches?
Bei dem Titel des Buches handelt es sich übrigens um ein Zitat von Bundestrainer Joachim Löw auf der Pressekonferenz des DFB am 18. März 2020, das dem Autor besonders passend erschien.
Damals sagte der Weltmeister-Trainer unter anderem:
Ich habe das Gefühl, dass sich die Erde gegen die Menschen und ihr Tun wehrt. Der Mensch denkt immer, dass er alles weiß und alles kann. Das Tempo, das wir die letzen Jahre vorgegeben haben, war nicht mehr zu toppen:
Macht, Gier, Profit, noch bessere Resultate, Rekorde standen im Vordergrund. Umweltkatastrophen wie in Australien oder sonstwo haben uns hingegen nur so am Rande berührt. Jetzt erleben wir etwas, das die ganze Menschheit betrifft und wir stellen fest, was zählt: Familie, Freunde, Mitmenschen, der Umgang miteinander und Respekt. Auf das müssen wir jetzt in erster Linie schauen.