Wer wünscht sich nicht, den “Shit des Lebens” vernünftig im Griff zu haben, sich nicht entmutigen zu lassen und genau das Richtige zu tun, wenn unfaire verbale Angriffe auf einen niederprasseln?
Wie einfach das gelingen kann, zeigt Frederik Hümmeke in seinem Buch Handling Shit: Der richtige Umgang mit schwierigen Personen und Situationen. Aber Vorsicht: Bei Hümmekes “SHIT” handelt es sich mitnichten um Fäkalien. Vielmehr steht “SHIT” als Akronym für Stress, Hypokriten, Idioten und Temperamente – und damit stellvertretend für all jene Situationen, die uns Kraft und Nerven kosten.
Neurologische Basics
Zu Beginn erläutert Frederik Hümmeke einige Basics wie die neurologischen Grundlagen von Stress sowie die Genese von Verhalten und ordnet die vier Typen des Shits ein und charaktisiert diese. Nach diesem ersten theoretischen Drittel haben Leserinnen und Leser das Rüstzeug, um sich den Werkzeugen zu widmen, die in der Praxis ihre Anwendung finden. Von dem Geschichtsbuch über die Chancen-Map und der Response-Ability reichen die Tools und sorgen dafür, gut vorbereitet in die Klärung der Konflikte zu gehen.
Besonders erhellend ist für mich das Kapitel über “Kinderkacke” gewesen, macht es doch deutlich, dass mitnichten nur Heranwachsende infantiles Verhalten an den Tag legen. Es sind vielmehr die Erwachsenen, die zu gern in kindliche Verhaltensmuster zurückfallen und damit ihren Mitmenschen das Leben zur Hölle machen können.
Ab in die Vollen
Nach der Hälfte der Lektüre geht es in die Vollen. Hümmeke breitet nicht weniger als zwölf verbale Konterwerkzeuge in dem Buch aus, die in Bezug auf deren Anwendung und Risiko intensiv beschrieben und mit praktischen Beispielen unterfüttert werden. Wer diesen Werkzeugkasten verstanden hat und anwenden kann, ist einen großen Schritt weitergekommen, um künftigen Konfrontationen souverän zu begegnen.
Es reicht allerdings nicht, aggressive Angriffe und kaltschnäuzige Konfrontationen abzuwehren und zu retournieren. Es geht primär darum, den Konflikt zu klären und die Kommunikation auf eine sachliche Ebene zu heben. Und auch hier lässt uns der Autor nicht allein, sondern gibt uns Erläuterungen und Handlungsalternativen mit auf den Weg.
Abgerundet wird Handling Shit: Der richtige Umgang mit schwierigen Personen und Situationen mit einer buchstäblichen Erfolgsgeschichte, die alle Erkenntnisse aus dem Buch kompakt zusammenfasst und das Gelernte damit nochmals ins Gedächtnis ruft.
Das Salz in der Suppe
Besonders erhellend sind für mich die eingestreuten Gastbeiträge. Insbesondere das Gastkapitel von Alexander Hartmann und Vanessa Buchner, das sich mit “Preventing SHIT” beschäftigt, hat mir viele Aha-Momente beschert. Mehr möchte ich dazu nicht verraten, nur soviel: Das Modell ermöglicht es, SHIT bereits zu Beginn zu vermeiden, bevor er entsteht.
Ebenso wertvoll ist für mich die AnKoGePo-Methode, die für den Beginn des Gespräches essenziell geht. Es geht darum, direkt auf den Punkt zu kommen und nicht um den heißen Brei herumzureden, und steht für Anlass (“warum gerade jetzt?”) – Kontext (“Worum geht es? Drop the Bomb!”) – Gemeinsames Interesse (“Situation verstehen”) – Positives Ergebnis (“Wofür das Gespräch gut ist”). Mit diesen vier Schritten wird die Wahrscheinlichkeit einer Klärung des Konfliktes deutlich steigen.
Arbeitsbuch statt Lesebuch
Bei Handling Shit aus dem Verlag books4success handelt es sich nicht um ein Fachbuch, das Kapitel für Kapitel gelesen wird und das Wissen portionsweise konsumiert wird. Es handelt sich weniger um ein Lesebuch, sondern ist definitiv ein Arbeitsbuch. Es kostet Zeit und Nerven, sich damit zu beschäftigen, doch die Investition lohnt sich.
Insbesondere dann, wenn sich rasch die ersten Erfolge einstellen und der richtige Umgang mit schwierigen Personen und Situationen immer besser bewältigt wird.