Viele Menschen in Deutschland können sich an den Schneesturm anno 1978/1979 erinnern. Tagelang waren Dörfer und Städte von der Außenwelt regelrecht abgeschottet und das öffentliche Leben kam nach Weihnachten bis ins neue Jahr sprichwörtlich zum Erliegen.
In dieser Zeit spielt der neueste Roman von Katrin Burseg. Unter dem Schnee versinkt nach und nach auch das Schloss Schwanenholz in Norddeutschland. Das Buch beginnt mit der Trauerfeier von Luise von Schwan. Die Gräfin hat die Baumschule auf dem Gut an der Ostsee mit strenger Hand geführt und soll beerdigt werden.
Doch als die Trauerfeier beginnt, fegt ein heftiger Schneesturm über das Land. Bevor das Familienanwesen von der Außenwelt abgeschnitten wird, trifft eine Frau aus Frankreich ein, die behauptet, Luises Tochter zu sein. Den im Schnee Eingeschlossenen steht fünf Tage bevor, in denen die Familie mit verborgenen Wahrheiten konfrontiert wird. Fünf Tage, die das Schweigen beenden, das sich jahrzehntelang über alles senkte wie Schnee.
Mehr als ein Familienroman
Katrin Burseg hat mit Unter dem Schnee mehr als einen Familienroman geschaffen. Die Autorin versteht es auf ganz besondere Art, die Geschehnisse während und nach dem zweiten Weltkrieg im Osten Deutschlands mit dem Schicksal der Kriegsflüchtlinge und der Zwangsarbeiter, die aus den besetzten Gebieten ins Deutsche Reich verbracht worden sind, miteinander zu verweben.
Entstanden ist ein Roman, der von der ersten bis zur letzten Seite fesselt. Die Klaviatur der Gefühle, die ich während des Lesens entwickelt habe, reichten von Freude bis zu tiefer Trauer, von Liebe bis zum Hass. Katrin Burseg hat die Charaktere auf dem Gutshof umfänglich gezeichnet und damit – im Positiven – sowohl eine spürbare Nähe als auch – im Negativen – eine regelrechte Abscheu und einen Ekel geschaffen.
Einige Akteure der Familie sind mir regelrecht ans Herz gewachsen, während mich andere Mitglieder einfach nur fassungslos zurückgelassen haben. Allein das spricht dafür, wie dicht der Spannungsbogen von Unter dem Schnee aus dem Diana Verlag gewebt worden ist.