Die Welt befindet sich seit mehr als eineinhalb Jahren im Dauerkrise-Modus. Das Corona-Virus hat das Leben auf den Kopf gestellt. Dank Smartphone und Social Media erhalten wir Informationen ohne Ende – doch fällt es uns schwer, die Quellen zu prüfen und zu beurteilen. Fake-News haben Hochkonjunktur und “dank” Push-Nachrichten ertrinken wir in der Flut an Informationen.
Der innere Kompass ist uns verlorengegangen und sorgt dafür, dass wir vor dem Überangebot an Neuigkeiten kapitulieren und ein Leben führen, das sich wie eine stetige Dauerkrise anfühlt. Es ist nicht leicht, einen Ausweg aus diesem Teufelskreis zu finden. Es ist nicht leicht, über kurz oder lang den Verstand zu verlieren, die Freude am Leben zu verlieren und den sprichwörtlichen Kopf in den Sand zu stecken.
Raus aus dem Panik-Modus
“Mit dem Denken von morgen die Probleme von heute lösen” – so lautet der Untertitel des Buches Raus aus der ewigen Dauerkrise von Maren Urner und gibt damit bereits die Marschroute vor. Die Medienpsychologin hat sich damit nicht weniger als eine Revolution des Denkens auf die Fahnen geschrieben.
Anhand von drei großen Kapiteln schlägt die Professorin den Bogen von der Einordnung (“Dauerkrisen? Worum geht es wirklich?”) über den Weg in die Krise (“Dauerkrise! Wie konnte es so weit kommen?”) bis hin zum Ausweg aus der Krise (“Raus aus der Dauerkrise. Was kann ich tun?”).
Von der Statik zur Dynamik
Kurz gesagt lernen wir bei der Lektüre nicht weniger als die Abkehr vom statischen Denken hin zum dynamischen Denken. Neben zahlreichen theoretischen Einordnungen liefert Maren Unger jede Menge praktischer Beispiele, die das Gelesene in die Umsetzung bringen.
Dabei geht es unter anderem darum, den Fokus auf das wirklich Wichtige zu lenken, bessere Fragen zu stellen, Lagerdenken aufzugeben (nicht mehr: “wir gegen die anderen”) und neue Narrative zu entdecken und anzuwenden.
Wir müssen lernen, Unsicherheiten auszuhalten. Unsere heutige VUCA-Welt ist volatil, unsicher, komplex und mehrdeutig geworden und wird vermutlich in nächster Zeit nicht mehr unkomplizierter. Das ist Fakt. Und dem gilt es sich zu stellen.
Bildung ist die beste Impfung gegen die Infodemie
Wir müssen lernen, Wissenschaft und Glaube nicht in einen Topf zu werfen. Und in diesem Kontext auch die Infodemie bekämpfen. Als Infodemie wird die Verbreitung von Falschinformationen und Verschwörungserzählungen bezeichnet. Dabei gilt: Bildung ist die beste Impfung gegen die Infodemie.
En passent liefert Unger auch noch eine Frage, die jedem Corona-Leugner oder auch Corona-Skeptiker gestellt werden kann, um diese(n) zum Nachdenken zu bringen, wenn es um die wissenschaftliche Komponente geht: “Welchen Beweis müsste ich liefern, damit du deine Haltung änderst?”