Chill mal! Am Ende der Geduld ist noch viel Pubertät übrig, rät Matthias Jung und hat ein Buch mit dem gleichnamigen Titel über die dramatische Zeit für Heranwachsende und deren Eltrern geschrieben.
Neben Vertrauen und Verständnis füreinander ist auch ein Leitmotiv für ich essenziell geworden, das Matthias Jung gegen Ende des Buches zitiert: “Liebe mich, wenn ich es am wenigsten verdiene, denn dann brauche ich es am meisten.”
Eltern brauchen Humor, Schlagfertigkeit, Verständnis und die Gabe, nicht alles persönlich zu nehmen. Ebenso wichtig ist die Kommunikation, die sich allerdings nicht elenden Monologen ergießen sollte. Stattdessen adressatengerecht kurz und knackig. Ebenso hat kein Teenager Bock auf “Bei mir früher”- oder “Damals war alles besser”-Geschichten.
Respekt und Liebe sind zwei wichtige Ingredienzen für eine gute gemeinsame Zeit mit wenig Stress. Reibung ist ebenfalls wichtig. Und Authentizität und Vertrauen, um auch loslassen zu können.
Änderung des Bewusstseins
“Wir leben zusammen in getrennten Welten”, so bringt es der Autor treffend auf den Punkt. Und nicht nur das. Pubertät ist eine Reise. Eine Reise mit Entbehrungen, mit Überraschungen und offenem Ende.
Beim Lesen des Buches – und auch danach in der Reflektion – hat bei mir eine Bewusstseinsänderung stattgefunden. Ich schaue anders auf meinen pubertierenden Sohn. Verständnisvoller. Nachgiebiger (allerdings ohne dabei nicht konsequent zu sein). Liebevoller.
Denn jetzt mal ganz im Ernst (auch ein klassischer Spruch meines Sohnes, den wir sogar auf einem T-Shirt verewigt haben – und er fand es sogar lustig!): am Ende geht es doch darum, Verständnis füreinander zu entwickeln und ins Gespräch zu kommen. Und das, was sich Pubertät nennt, ist oftmals für das Kind absolut anstrengend. Und dann hilft Verständnis viel mehr als motzen und kritisieren.
Theorie und Praxis im perfekten Mix
Matthias Jung versteht es, in Chill mal! Am Ende der Geduld ist noch viel Pubertät übrig theoretisches Wissen mit praktischen Erfahrungen zu koppeln und amüsant, aber nicht albern, unter das lesende Volk zu bringen. Obwohl: der eine oder andere Witz im Buch hat einen Bart und ist nicht immer wirklich lustig. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau 😉
Neben vielen, vielen Informationen über die Pubertät und die Jugendlichen, die darunter zu leiden haben, waren zwei Erkenntnis für mich besonders erhellend:
1. Ich bin nicht allein. Ich teile mein Schicksal als Vater eines Pubertieres mit vielen anderen Müttern und Vätern.
2. Ich muss lockerer werden. Bisher habe ich gedacht, ich sei als Vater nicht ganz so übel. Das bestätigt mir auch mein Sohn. Aber es geht auch noch besser. Stichwort: Strafen. Denn Strafen bringen meist nichts.