Wir schreiben das Jahr 1892. Die Cholera hat Hamburg im Griff und fordert Tausende Todesopfer. Auch Martha, ein junges Mädchen im Alter von 15 Jahren, verliert ihre kleine Schwester und ihre Mutter an die Seuche. Jetzt ist Martha in der Pflicht, für den Vater und den kleinen Bruder zu sorgen.
Dank ihres klugen Verstandes und mit einer gehörigen Portion Beharrlichkeit kann sie eine Lehrstelle am Eppendorfer Krankenhaus ergattern und arbeitet sich in den kommenden Monaten und Jahren nach oben. Dieser berufliche Weg ist zu der damaligen Zeit keine Selbstverständlichkeit, gelten Mädchen und Frauen nur bedingt als arbeitsfähig.
Die junge Frau erlebt den politischen Umbruch in der Hansestadt hautnah mit: während die Hafenarbeiter für besser Arbeitsbedingungen und soziale Unterstützung streiken, streiten die Frauen für ihre demokratischen Rechte und insbesondere das Wahlrecht.
Noch komplizierter wird Marthas Leben, als sie sich der Frauenbewegung anschließt, immer mehr Erfüllung und Leidenschaft für die Medizin entdeckt und zu guter Letzt auch noch die Liebe zu einem jungen Mann erwacht.
Melanie Metzenthin erzählt in Die Hafenschwester – Als wir zu träumen wagten die packende Lebensgeschichte einer (fiktiven) Frau, deren berufliches und privates Leben sich exakt so Ende des 19. Jahrhunderts abgespielt haben könnte. Die Autorin entfaltet neben der Hauptgeschichte zusätzlich mehrere Nebengeschichten, die die damalige Zeit glaubhaft und spannend in Szene setzen.
Geschichte in Geschichten
Neben Marthas Lebensgeschichte lässt uns Metzenthin auch in die Medizinbücher und Geschichtsbücher der damaligen Zeit eintauchen – lauter Geschichten in der Geschichte sozusagen. Und der Schriftstellerin gelingt es gekonnt, die unterschiedlichen Themen und Handlungsstränge geschickt miteinander zu verweben.
Auch wenn das Taschenbuch mit mehr als 460 Seiten alles andere als handlich daherkommt, habe ich Seite für Seite und Kapitel für Kapitel regelrecht verschlungen. Das Leben und das Schicksal der Familie Westphal hat mich tief in seinen Bann gezogen – und ich konnte es kaum erwarten, mit dem zweiten Band aus der Hafenschwester-Serie zu starten.
Die Hafenschwester – Als wir wieder Hoffnung hatten führt uns ins Jahr 1913 und den ersten Weltkrieg und wird sicherlich mindestens genauso spannend und dramatisch wie der erste Band werden.