Jarka Kubsova entführt uns in ihrem neuen Roman ‘Marschlande‘ auf eine literarische Reise in zwei Zeitebenen, die das Schicksal zweier kämpferischer Frauen beleuchtet. Im Jahr 1580 treffen wir als erstes auf Abelke Bleken, die mutig um ein selbstbestimmtes Leben ringt.
Und Jahrhunderte später begleiten wir Britta Stoever, die im modernen Hamburg um ihre Identität kämpft. Die Verbindung zwischen den beiden Protagonistinnen ist das Hamburger Marschland, ein Ort, der nicht nur die Kulisse, sondern auch eine geheimnisvolle Verbindung zwischen zwei starken Frauen darstellt.
Kubsovas Erzählstil zieht den Leser sofort in ihren Bann. Die Geschichte entfaltet sich in zwei Erzählsträngen, bei dem Brittas Part die emotionale Achse der Handlung bildet. Der Wechsel zwischen den Epochen ist geschickt gestaltet und verleiht dem Buch ein angenehmes Tempo, ohne dabei zu kompliziert zu werden.
Die Figur der Abelke Bleken fasziniert mit ihrer Entschlossenheit und der Herausforderung, sich in einer Zeit behaupten zu müssen, in der unabhängige Frauen als Bedrohung, gar als Hexen galten.
Ein fesselnder Blick auf Vergangenheit und Gegenwart
Die tiefe Verbindung zwischen den beiden Protagonistinnen wird durch Brittas Ermittlungen um Abelkes Geschichte verdeutlicht. Die Parallelen zwischen Vergangenheit und Gegenwart sind erstaunlich und werfen die Frage auf, wie viel sich eigentlich über die Jahrhunderte hinweg geändert hat.
Kubsova nutzt die Erzählung gekonnt, um subtil Gesellschaftskritik zu üben, die insbesondere im Nachwort deutlich wird. Dabei beleuchtet sie den gesellschaftlichen Status der Frau und prangert die anhaltende Unterdrückung an.
Die detaillierten Naturbeschreibungen und die Art, wie die beiden Frauen ihre Umgebung wahrnehmen und erleben, verleihen dem Buch eine zusätzliche Atmosphäre. Ein Kritikpunkt könnte die Spannung in Abelkes Erzählstrang sein, der trotz seiner historischen Tiefe gelegentlich etwas mehr Intensität vertragen hätte – doch dies ist ein Jammern auf hohem Niveau.
‘Marschlande‘ beeindruckt durch Kubsovas geschickte Verknüpfung zweier Frauenschicksale über die Jahrhunderte hinweg. Der Roman regt nicht nur dazu an, über die Rolle der Frau in der Geschichte nachzudenken, sondern auch über die systematischen Strukturen der Unterdrückung. Kubsova gelingt es, diese Themen leicht und eindringlich zu behandeln.
Das Buch hat bei mir einen starken Eindruck hinterlassen und weckt das Verlangen, mehr über die vergessenen Frauen der Geschichte zu erfahren. Es ist darüber hinaus zweifellos eine lohnende Lektüre für Herbstabende, die nach Tiefe und Reflexion verlangen.