Friedemann Karigs Roman “Die Lügnerin” entführt den Leser in eine Welt, in der Wahrheit, Lüge und Glaube auf faszinierende Weise miteinander verwoben sind.
Die Protagonistin Clara Konrad, eine chronische Lügnerin, entdeckt überraschend, dass ihre Lügen scheinbar Realitäten schaffen. Diese Idee entfaltet sich zu einem irres Gedankenexperiment, das den Leser von Anfang an fesselt.
Lügen und Wahrheiten
Die Geschichte wird von Clara selbst erzählt, im Gespräch mit einer Beraterin, was dem Erzählstil eine ungewohnte, aber gleichzeitig fesselnde Dynamik verleiht.
Anfangs habe ich mit der Erzähform gefremdelt. Der Schreibstil ist schnell und prägnant, oft jagt ein Satz den anderen. Dabei gelingt es Karig, die Sprache auch an vielen Stellen poetisch einzusetzen, was das Lesevergnügen zusätzlich steigert.
Inhaltlich entwickelt sich die Geschichte bis zur Hälfte sehr gradlinig und interessant. Allerdings offenbaren sich im Verlauf immer mehr Verstrickungen, was zuweilen zu einer gewissen Undurchsichtigkeit führt. Es fiel mir mitunter schwer, den unmittelbaren Zusammenhang zwischen Claras Wünschen bzw. Lügen und den darauffolgenden Handlungen zu erkennen.
Überraschende Wendung
Gegen Ende wartet der Roman mit einer überraschenden Wendung auf, die alles Vorangegangene relativiert und einen regelrechten Plot Twist-Moment erzeugt. Diese Entwicklung lässt den Leser nachdenklich zurück und sorgt dafür, dass das Buch auch nach dem Lesen noch lange beschäftigt.
“Die Lügnerin” aus dem Ullstein Verlag ein ungewöhnlicher Roman, der mit seiner einzigartigen Erzählweise und dem fesselnden Spiel mit Realität und Fiktion überzeugt. Friedemann Karig hat hier ein Werk geschaffen, das lange nachhallt und den Leser noch lange nach dem Lesen beschäftigt.
Wer auf der Suche nach einem Buch ist, das einen nicht sofort loslässt und zum Nachdenken anregt, ist mit “Die Lügnerin” bestens bedient.