“Einer geht noch” ist ein Roman von Hannes Finkbeiner. Die Geschichte verbindet auf eindrucksvolle Weise Familiengeschichte, historische Ereignisse und persönliche Schicksale.
Die Handlung dreht sich um den jungen Studenten Alo Bergmann, dessen Vater Fred während eines gemeinsamen Abendessens einen Herzstillstand erleidet und auf die Intensivstation eingeliefert wird.
Während die Familie um Fred bangt, zeigt sich Alos 93-jähriger Großvater Fidus überraschend gelassen. Er behauptet, der Tod sei überbewertet, da er selbst bereits dreimal gestorben sei.
Fidus beginnt, seinem Enkel die abenteuerliche Geschichte seiner drei Tode zu erzählen – eine Erzählung, die vom Kriegsende in der Pfalz bis ins Barcelona von Salvador Dalí führt. Alo wird neugierig und beginnt, die Erzählungen seines Großvaters zu hinterfragen, was schließlich sein eigenes Leben und das seiner Familie nachhaltig verändert.
Rückblenden und die Gegenwart
Der Roman ist in vier Kapitel unterteilt und wechselt zwischen der Gegenwart und Rückblenden in Fidus’ Vergangenheit. Diese Struktur ermöglicht es dem Leser, die Verbindung zwischen den Generationen und die Auswirkungen vergangener Ereignisse auf die Gegenwart nachzuvollziehen.
Der Schreibstil ist klar und prägnant, mit kurzen Sätzen, die den Lesefluss unterstützen. Allerdings kann der Wechsel zwischen den Zeitebenen manchmal abrupt wirken, was die Orientierung erschweren kann.
Die Figuren sind von Finkbeiner authentisch modelliert und vielschichtig dargestellt. Alo verkörpert den jungen Erwachsenen, der seinen Platz im Leben sucht und durch die Geschichten seines Großvaters eine neue Perspektive erhält. Fidus hingegen ist ein lebensfroher und weiser Charakter, dessen Erlebnisse und Einstellungen zum Leben und Tod zum Nachdenken anregen.
Die Entwicklung der Beziehung zwischen Enkel und Großvater steht im Mittelpunkt und verleiht der Geschichte Tiefe und Emotionalität.
Familie, Krieg und Vergänglichkeit
“Einer geht noch” behandelt zentrale Themen wie Familie, Vergänglichkeit, Kriegserfahrungen und die Suche nach dem Sinn des Lebens. Die Erzählung zeigt, wie vergangene Ereignisse und Entscheidungen das Leben nachfolgender Generationen beeinflussen und wie wichtig es ist, die Geschichten der Älteren zu hören und zu bewahren.
Zwischendurch hat der Roman einige Längen, doch es lohnt sich, an der Lektüre festzuhalten. Achtung Spoiler: Zudem ist das Ende offen gestaltet, was nicht jedem gefallen mag. Dennoch überzeugt der Roman durch seine tiefgründige Handlung, die authentischen Charaktere und die gelungene Verknüpfung von Vergangenheit und Gegenwart.
Regt zur Reflexion an
Hannes Finkbeiner ist mit “Einer geht noch” ein berührender und nachdenklich stimmender Roman gelungen, der die Bedeutung von Familie und die Auswirkungen vergangener Ereignisse auf das heutige Leben eindrucksvoll darstellt. Eine klare Leseempfehlung für alle, die sich für Familiengeschichten mit historischem Hintergrund interessieren.
Der Autor erzählt Fidus’ Geschichte mit viel Witz und Ironie, aber auch mit Tiefgang und Gefühl. Er zeigt, dass das Leben auch in den dunkelsten Stunden noch lebenswert sein kann.
Der Roman ist nicht nur eine Hommage an das Leben, sondern auch eine Auseinandersetzung mit dem Tod. Fidus hat keine Angst vor dem Sterben, er sieht es als Teil des Lebens. Es ist eine Geschichte über die Liebe, das Leben und den Tod, erzählt mit viel Humor und Gefühl.